Letzte Filialen sperren zu
Kika/Leiner-Mitarbeiter: "Wir zittern um unser Geld"
Am 29. Jänner 2025 schließen die letzten Kika/Leiner-Filialen. Sie sollen besenrein übergeben werden, während viele Mitarbeiter auf ihr Geld warten.
Am kommenden Mittwoch, den 29. Jänner 2025, ist es also so weit, dann sperren die letzten verbliebenen Filialen der insolventen Möbelhaus-Kette Kika/Leiner endgültig zu.
"Wir werden mit einer Kiste Bier und einem Block Leberkäse in einer leerstehenden Filiale noch einmal anstoßen", sagte ein leitender Angestellter des österreichischen Traditionsunternehmens, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will, gegenüber "Heute".
Mitarbeiter warten noch auf ihr Geld
Dieses Treffen der Filialleiter in Salzburg letzte Woche wird vermutlich nicht das letzte Zusammenkommen gewesen sein, das begossen wird. Es löste aber Diskussionen aus, nachdem bekannt wurde, dass 14 Hotelzimmer gebucht worden waren.
Wenig zu feiern haben derzeit die Mitarbeiter, die in Kürze ihre Arbeit verlieren – teilweise nach Jahrzehnten im Betrieb. In einem anonymen E-Mail an "Heute" prangerte ein Mitarbeiter an, dass die Belegschaft um ihr Geld zittert, während die Chefs feiern. Es sei fraglich, ob die anstehenden Gehälter und Prämien im Februar tatsächlich ausgezahlt werden.
Millionen-Ware im Abverkauf
Seit Monaten beschäftigt das die Belegschaft des Möbelkonzerns, die derzeit dazu angehalten wird, ihre eigenen Arbeitsplätze abzubauen, die letzten Möbel zu verkaufen und die Filialen besenrein zu putzen, damit sie an Investoren übergeben werden können.
Dabei wird, laut dem leitenden Angestellten, ein Lagerstand im zweistelligen Millionenbereich im Abverkauf verramscht, mit Rabatten, die mittlerweile 90 Prozent betragen. Das Geld werde aber zu den Mitarbeitern fließen, sagt er. Auch das Jänner-Gehalt werde bald überwiesen werden.
Arbeiterkammer war wichtige Hilfe
"Heute" hat dazu bei der Arbeiterkammer Niederösterreich (AK NÖ) nachgefragt: Aus heutiger Sicht, sagt eine Sprecherin, habe man die offenen Insolvenzforderungen von insgesamt ca. 1.300 Dienstnehmern, die zwischen dem 1. und dem 14. November 2024 (Tag der Insolvenzeröffnung) eingebracht worden waren, zum allergrößten Teil bezahlen können: "Die Forderungen in der Höhe von rund 3,9 Millionen Euro sind bereits zu 99 % vom Insolvenz-Entgelts-Fonds (IEF Service GmbH) ausbezahlt worden."
"Unser Informationsstand ist, dass auch die Jänner-Entgelte aus der Masse bezahlt werden", sagt die Sprecherin weiter. Die Arbeiterkammern in den jeweiligen Bundesländern hatten sofort nach Insolvenzeröffnung in sämtlichen Filialen Betriebsversammlungen durchgeführt, um die Dienstnehmer zu informieren. Dabei habe die AK NÖ sämtliche Ansprüche der Mitarbeiter in Rekordzeit beim Landesgericht St. Pölten angemeldet. So sei auch das Dezember-Gehalt schon ausbezahlt worden und auch der Jänner werde zeitgerecht Ende des Monats bezahlt werden, heißt es von der AK.
"Heute" hat auch beim Masseverwalter, Volker Leitner, nachgefragt, der sagt: "Sämtliche Mitarbeiter haben alle laufenden Entgeltansprüche immer pünktlich erhalten und wird dies auch bis zu einer allfälligen Beendigung weiter der Fall sein."
Weitere AK-Betriebsversammlungen - es geht wieder ums Geld
Im Laufe dieser Woche werden erneut Betriebsversammlungen in den verbliebenen Filialen stattfinden. Die jeweiligen Arbeiterkammern werden 1.300 betroffenen Dienstnehmer über ihre Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit den bevorstehenden Schließungen informieren. Danach sollen weitere Ansprüche ermittelt werden. Hierbei gehe es vor allem um Beendigungsansprüche, wie Abfertigungen, Urlaubsersatzleistungen und Kündigungsentschädigungen. Die AK NÖ möchte diese ebenfalls am Landesgericht St. Pölten und bei der IEF Service GmbH geltend machen.
Schon letzte Woche hat "Heute" auch eine Anfrage an die Pressestelle der Möbelhaus-Gruppe gerichtet – erfolglos. Tagelang kam keine Reaktion. Auch alle Telefonverbindungen dürften mittlerweile abgedreht worden sein. Wer versucht jemanden aus der Geschäftsleitung zu erreichen wird vertröstet. Es läuft ein Tonband mit einer freundlichen Frauenstimme.
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Auf den Punkt gebracht
- Am 29. Januar 2025 schließen die letzten Kika/Leiner-Filialen endgültig, während viele Mitarbeiter noch auf ihre ausstehenden Gehälter warten.
- Trotz der Insolvenz und der laufenden Abverkäufe zu hohen Rabatten, bleibt unklar, ob die Gehälter und Prämien im Februar ausgezahlt werden, was bei den betroffenen Mitarbeitern für große Unsicherheit sorgt.