So soll Regierung aussehen
Kickl, Nehammer: Koalitions-Knaller in großer Umfrage
Die Österreicher sind skeptisch, was allfällige Koalitionen nach der nächsten Wahl angeht. Am größten ist die Ablehnung gegenüber Blau-Schwarz.
"Welche Koalitionsvarianten würden Sie nach der nächsten Nationalratswahl unterstützen, mit welchen könnten Sie leben und welche würden Sie ablehnen?" Das fragte "Unique Research" für "Heute" 500 Österreicher (online, Feldarbeit 6. bis 8. Mai 2024, Schwankungsbreite maximal ± 4,4 %). Die Ergebnisse:
Rot-Schwarz vorne
18 % der Befragten würden eine Koalition zwischen SPÖ und ÖVP unter einem Kanzler Andreas Babler unterstützen. Das ist hauchdünn der Spitzenwert. 25 % könnten mit dieser Variante leben, 46 % lehnen sie ab. Der Haken: Rot-Schwarz hat derzeit in keiner der veröffentlichten Umfragen tatsächlich eine Regierungsmehrheit.
Mit 17 % Unterstützung liegt eine Zusammenarbeit zwischen den Freiheitlichen und der Volkspartei nur ganz knapp hinter Rot-Schwarz. Voraussetzung: Der Kanzler würde Norbert Hofer heißen. Mit dem amtierenden FPÖ-Chef Herbert Kickl als Regierungschef unterstützen nur 15 % der Befragten eine blau-schwarze Koalition.
Am wenigsten unterstützenswert wird mit 12 % übrigens eine Dreiervariante aus ÖVP, SPÖ und Neos gesehen – unabhängig davon, ob der Bundeskanzler Andreas Babler oder Karl Nehammer heißen würde. Auch der andere "Dreier" aus SPÖ, ÖVP und Grünen kommt nur auf 13 % Unterstützer.
Blaue polarisieren
Die breiteste Ablehnung schlagen die beiden Varianten mit Beteiligung der Freiheitlichen. Sie werden sowohl mit einem Bundeskanzler Kickl als auch mit Hofer mit 59 % bzw. 53 % von einer absoluten Mehrheit abgelehnt. Hofer wäre also auch hier noch akzeptabler als Kickl.
FPÖ-Fans für Kickl
Anders verhält es sich bei deklarierten Wählern der Freiheitlichen. Sie sind zu 52 % für eine Koalition mit der ÖVP, wenn der Bundeskanzler Kickl heißen würde. Immerhin 45 % sind für Blau-Schwarz mit Hofer als Regierungschef. Bei Anhängern der Volkspartei kommt der Nationalratspräsident besser an als der amtierende Parteichef. 22 % sind für Blau-Schwarz unter Hofer, 14 % unter Kickl. Kurios: Immerhin 3 % der befragten grünen Fans (geringe Fallzahl, Anm.) wollen eine FPÖ-ÖVP-Koalition mit Kickl oder Hofer.
ÖVP-Wähler wollen Schwarz-Rot
Eine Zusammenarbeit zwischen Volkspartei und Sozialdemokratie unter einem Bundeskanzler Karl Nehammer stellt für 58 % der ÖVP-Anhänger eine unterstützenswerte Koalition dar. Variante B wäre demnach Blau-Schwarz mit Norbert Hofer (22 %). Einen "Dreier" mit SPÖ und Neos würden 20 % begrüßen, einen mit Rot und Grün 17 %.
SPÖ-Anhänger sind für Rot-Schwarz
Die absolute Lieblingskoalition im sozialdemokratischen Lager wäre Rot-Schwarz mit einem Bundeskanzler Andreas Babler. Gleich 59 % sind für diese Variante. Rot-Schwarz-Grün hat 28 % Zustimmung, Rot-Schwarz-Pink 21 %. Eine von Bundeskanzler Kickl geführte blau-schwarze Regierung würden immerhin 2 % unterstützen.
Grüne wollen den "Dreier"
44 % der befragten Grün-Sympathisanten sprechen sich für SPÖ-ÖVP-Grüne als Koalitionsvariante aus. 11 % sind für eine Regierung aus ÖVP, SPÖ und Neos, 9 % für Rot-Schwarz unter Babler.
Neos-Fans gegen Kickl und Hofer in der Regierung
Am höchsten ist die Ablehnung von Blau-Schwarz unter Kickl übrigens mit gleich 90 % bei den Wählern der Neos. Die Hofer-Variante lehnen ebenfalls 86 % ab. 26 % der Neos-Anhänger fänden eine pinke Regierungsbeteiligung mit ÖVP und SPÖ unterstützenswert.
„Keine Koalitionsvariante besonders beliebt.“
Im Gespräch mit "Heute" analysiert Meinungsforscher und Politikexperte Peter Hajek diese Zahlen: "Es gibt keine Koalitionsvariante die sich als besonders beliebt abzuheben vermag. Die größte Ablehnung erfahren die Koalitionsvarianten mit der FPÖ, insbesondere mit einem Kanzler Kickl." Hier sei das Verhalten der ÖVP-Wählerschaft von besonderem Interesse. Während 72 Prozent der türkisen Wähler eine Koalition unter Kickl ablehnen, sind es bei einem Kanzler Hofer nur 47 Prozent. Damit hat die ÖVP einen Fuß in der Tür für eine blau-schwarze Koalition. Ob da allerdings Herbert Kickl mitspielt, darf stark bezweifelt werden."