Forscher brauchten 10 Jahre

KI löst Todeskeim-Rätsel innerhalb von nur zwei Tagen

Revolutioniert KI die Medizin? Im Test löste Googles Co-Scientist ein Problem der Antibiotikaresistenz, das Forscher erst nach zehn Jahren knackten.
02.03.2025, 21:44

Antibiotikaresistenzen sind ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit: Gewöhnliche Infektionen können durch sie wieder tödlich werden.

Die Mikrobiologen des Imperial College London forschten jahrelang, warum bestimmte Bakterien resistent gegen Antibiotika werden. Nach zehn Jahren fanden sie eine Lösung, die derzeit veröffentlicht wird.

Analyse in Rekordzeit

Um nun den neuen "Co-Scientist" ("Co-Wissenschaftler") von Google zu testen, stellten die Forscher das KI-Tool vor dasselbe komplexe medizinische Problem.

Das System, das keinen Zugang zu den Ergebnissen der Wissenschaftler hatte, analysierte Tausende von Artikeln. Innerhalb von nur zwei Tagen schlug es einen Ansatz vor. Dieser entsprach exakt den Schlussfolgerungen der Wissenschaftler.

Die KI fand weitere Lösungen

Doch damit nicht genug: Die KI generierte nicht nur die korrekte Schlussfolgerung, sondern schlug vier weitere plausible Erklärungen vor. Eine davon hatte das menschliche Team nie in Betracht gezogen. Sie wird nun untersucht.

Die Entdeckung könnte den Kampf gegen tödliche Superkeime grundlegend verändern. Professor José R. Penadés, Leiter der Studie am Imperial College London, beschreibt den Moment der Entdeckung als "umwerfend": "Ich dachte zuerst, jemand hätte unseren Computer gehackt", berichtet er im Interview mit BBC.

"Ein Turbo für die Wissenschaft"

"KI hat nicht nur die bereits validierte Hypothese repliziert, sondern lieferte darüber hinaus neue Ansätze. Es ist, als hätten wir plötzlich einen Turbo für die Wissenschaft", so Penadés.

Die Technologie basiert auf Googles Sprachmodell Gemini 2.0 und analysiert Milliarden Datenpunkte – von Forschungsartikeln bis zu experimentellen Ergebnissen. Dabei erkennt sie Muster, die menschliche Forschende übersehen könnten.

Das Tool soll keine Expertinnen und Experten ersetzen, sondern als "kollaborativer Beschleuniger" dienen, betont Google.

Antibiotikaresistenzen fordern laut WHO jährlich 1,3 Millionen Tote – Tendenz steigend. Auch das Bundesamt für Gesundheit BAG warnt. Bisher dauerte die Entwicklung neuer Therapien Jahrzehnte, während Bakterien sich in Monaten anpassen. Googles KI durchbricht diesen Teufelskreis:

Warum das wichtig ist:

  • Schnellere Diagnosen: KI-Tools wie der Eucast-GPT verkürzen die Resistenzbestimmung von Tagen auf Stunden. Das beschleunigt lebensrettende Therapieentscheidungen.
  • Globale Gesundheitssicherheit: Die Technologie könnte Pandemien vorbeugen: Sie sagt Ausbrüche resistenter Erreger voraus und simuliert Gegenmaßnahmen.
  • Kosteneinsparungen: Laut Imperial College reduziert die KI "tote Enden" in der Forschung, indem sie unwirksame Hypothesen früh aussortiert – ein riesiges Sparpotenzial.
„Dies ist keine Science-Fiction. Wir stehen am Beginn einer Ära, in der KI die Medizin radikal verändern wird“
Professor José R. PenadésImperial College London

Mit ersten klinischen Studien zur KI-gestützten Diagnostik rechnet die Fachwelt bereits in den nächsten zwei Jahren.

KI-basierte Diagnostiksysteme könnten zukünftig Labore überall auf der Welt dabei unterstützen, arzneimittelresistente Bakterieninfektionen schneller und präziser zu erkennen. Damit die bestehenden Antibiotika weiterhin wirksam bleiben.

Auch Schweizer Mediziner setzen auf KI

Auch Forschende der Universität Zürich setzen erstmals künstliche Intelligenz zur Erkennung von antibiotikaresistenten Keimen ein. Ein Team um Adrian Egli, UZH-Professor am Institut für Medizinische Mikrobiologie untersucht, wie GPT-4 zur Analyse von Antibiotikaresistenzen verwendet werden kann.

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