Coronavirus
Impfpflicht im Job – dann soll das Gehalt steigen
Immer wieder kommt eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen im Gesundheitswesen zur Sprache. Betroffene halten davon aber wenig bis nichts.
Bis zu 100.000 neue Arbeitskräfte in den kommenden zehn Jahren brauche das Gesundheits- und Pflegewesen in Österreich. Das hat vor kurzem ein Manager aus der Branche mit Blick auf die Altersstruktur der Bevölkerung ausgerechnet. Die Nachfrage nach Pflegekräften ist da, das Angebot eher weniger. In der Bevölkerung zeigen sich laut aktuellen Umfragen bis zu 25 Prozent der Befragten skeptisch gegenüber den aktuell zugelassenen Impfstoffen.
Markus Schwarz, Geschäftsführer des gewerblichen Pflegeeinrichtungsbetreibers Senecura, glaubt nicht, dass eine mögliche Impfpflicht potentielle Arbeitnehmer abschreckt. Das Unternehmen sei immer wieder konfrontiert mit Anfragen, bei denen aber andere Themen, als eine möglicherweise verpflichtende Covid-19-Impfung, wichtiger seien. Er gibt aber zu, dass auch beim bestehenden Personal um die 25 Prozent impfskeptisch sind. Durch Aufklärung gelinge es aber in Einzelfällen, Mitarbeiter von einer Impfung zu überzeugen.
Wer geimpft ist, soll mehr verdienen
Weniger optimistisch zeigt sich Markus Mattersberger, Präsident von Lebenswelt Heim. Er will nicht abschätzen, um wie viel weniger Menschen sich durch eine Impfpflicht für einen Pflegeberuf interessieren könnten. Folgenlos bleibe eine solche nicht. Wenn man zusätzliche Verpflichtungen erlasse, müsse man sich fragen, wo man an anderer Stelle die Attraktivität des Berufes steigern könne - etwa durch höhere Gehälter für neue Arbeitnehmer..
Der Vorsitzende in der Gesundheitsgewerkschaft in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), Reinhard Waldhör, relativiert die Diskussion um eine Impfpflicht. Generell sei es auch jetzt schon so, dass Mitarbeiter im Pflegebereich die Nachweispflicht eines Immunstatus schon gewöhnt seien. In vielen Bundesländern sei dies bei Neuanstellungen bereits Praxis: "Auf diese Liste würde Covid-19 halt dazukommen", erklärt er im Ö1-Morgenjournal.
Die Zahl der bereits im Akut- und Langzeitpflegebereich immunisierten Mitarbeiter beziffert der Gewerkschaftsboss mit 80 bis 85 Prozent. Hinzu kämen die etwa fünf Prozent, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, eine Gruppe, die nicht übersehen werden dürfe. Die Zahl der nicht geimpften Mitarbeiter in diesem Bereich liegt also laut Waldhör nur bei rund zehn bis 15 Prozent.
Im Video: Jurist Ralph Ranik über eine mögliche Impfpflicht >>
"Keine Zuckerl für Geimpfte"
Bezüglich einer Impfpflicht macht er eine klare Ansage: "Was wir uns absolut nicht vorstellen können, wäre eine Impfpflicht für bestehendes Personal". Eine solche sei auch arbeitsrechtlich "sehr schwer umsetzbar". Die Diskussion laufe ja stets über Neuanstellungen und hier habe die Gewerkschaft keine Handhabe. Eine solche Regelung für neu angestellte Mitarbeiter könne vom künftigen Dienstgeber "selbstverständlich" erlassen werden.
Angesichts der Forderung nach Impf-Anreizen, wie sie etwa für junge Menschen gefordert werden, hält Waldhör fest, dass der Personalmangel in der Pflege nicht auf eine Impfpflicht gegen Covid-19 zurückzuführen sei. "Deshalb würde es aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn machen, jetzt jenen ein Zuckerl anzubieten, dass man sich impfen lässt". Denn die Impfung sei im Bereich des Personalmanagements in der Pflege nicht der Gamechanger.
Kritik übt der Gewerkschafter an Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Weil sich dieser gegen eine bundesweit einheitliche Regelung ausspricht, gebe es einen "Fleckerlteppich des Föderalismus".