Nach Mitterdorfer-Knall
Keine Mehrheiten? Neuer ÖFB-Boss nicht in Sicht
Eine Woche nach dem ÖFB-Knall sucht der Fußballverband einen neuen Übergangspräsidenten. Doch genau diese Suche gestaltet sich sehr schwierig.
Der bisherige ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer sorgte vergangenen Donnerstag für ein Beben im ÖFB, trat vor einer für den 22. November geplanten außerordentlichen Präsidiumssitzung zurück, nachdem sich abzeichnete, dass der Kärntner im Zuge der Strukturreform keine Mehrheit für die Besetzung der neuen CEO-Stelle mit der ehemaligen Postbus-Chefin Silvia Kaupa-Götzl zusammenbrachte. Mitterdorfer trat deshalb mit sofortiger Wirkung zurück.
Eine Niederlage im Machtkampf mit ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, der sich zuletzt auch öffentlich gegen den Kärntner gestellt hatte. Er habe "kein Verhältnis" mit Mitterdorfer. Beide hätten seit einer Sitzung vor zehn Wochen nicht miteinander gesprochen. Dem standen Aussagen des zurückgetretenen ÖFB-Bosses von Gesprächen über eine geplante Vertragsverlängerung gegenüber. Und über all dem schwebt die Kündigung von Bernhard Neuhold, dem bisherigen Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe – einem Vertrauensmann von Rangnick und den ÖFB-Teamspielern, die sich alle gegen die Trennung von Neuhold ausgesprochen hatten. Dieser musste, wie sein ÖFB-interner Widersacher, Generalsekretär Thomas Hollerer, der Strukturreform weichen.
Schwierige Suche
Nun muss den ÖFB-Statuten zufolge ein Interimspräsident die Geschicke des Verbandes lenken, bis die nächste planmäßige Hauptversammlung am 18. Mai 2025 in Bregenz auf dem Programm steht, dort ein neuer Boss gewählt wird. Allerdings gestaltet sich die Präsidentensuche schwierig. Denn den Statuten zufolge kommen nur vier Kandidaten infrage: einer der aktuellen vier Vizepräsidenten, also Gerhard Götschhofer (Oberösterreich), Johann Gartner (Niederösterreich), Josef Geisler (Tirol) oder Philip Thonhauser (Vertreter der Bundesliga im ÖFB-Präsidium).
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Für keinen der vier Kandidaten zeichnet sich bei der Präsidiumssitzung am Freitag in Wien eine Mehrheit von sieben Stimmen im Präsidium ab, es wird um eine Lösung gerungen. Ob Götschhofer und Thonhauser überhaupt Interesse am Übergangsamt haben, ist unklar. Geisler wurde im Vorfeld des Mitterdorfer-Rücktritts noch als Interimskandidat genannt. Und Gartner stand zuletzt aufgrund Aussagen über einen vermeintlichen Spielerboykott in der Kritik. Der niederösterreichische Landesverbandspräsident behaupte die "Unwahrheit", konterte Teamkapitän David Alaba. 2023, vor Mitterdorfers Wahl zum ÖFB-Präsidenten, war Gartner bereits Übergangs-Boss.
Obwohl die Statuten es nicht vorsehen, scheint trotzdem eine Lösung mit einem externen Übergangspräsidenten eine Möglichkeit zu sein. Bei der Präsidiumssitzung in einem Wiener Hotel soll auch darüber diskutiert werden, ob die Hauptversammlung aus dem Mai 2025 vorverlegt werden könnte. Dann steht der Unternehmer und Vienna-Vizepräsident Roland Schmid als Kandidat im Raum. Er soll ein gutes Verhältnis zu Teamchef Rangnick haben – kein Wunder, wirbt der Deutsche doch für sein Unternehmen.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Woche nach dem Rücktritt von ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer sucht der österreichische Fußballverband nach einem neuen Übergangspräsidenten, was sich jedoch als äußerst schwierig erweist.
- Die Suche konzentriert sich auf vier mögliche Kandidaten aus den aktuellen Vizepräsidenten, doch keiner von ihnen scheint eine Mehrheit im Präsidium zu haben, und es wird sogar über eine externe Lösung oder eine Vorverlegung der Hauptversammlung diskutiert.