ÖFB-Knall
Teamspieler stellt sich klar hinter Coach Rangnick
Ralf Rangnick hat den Machtkampf im ÖFB vorerst gewonnen. Nun sprach Teamkicker Philipp Lienhart über die unruhigen Tage beim Nationalteam.
Am Donnerstag kam es im österreichischen Fußball zum Knall. ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer erklärte am Abend seinen sofortigen Rücktritt, nachdem der Kärntner nicht die nötige Mehrheit für die Bestellung der ehemaligen Postbus-Chefin Silvia Kaupa-Götzl als CEO des Fußballverbandes zusammenbekam. Nur fünf Stimmen, inklusive Mitterdorfer selbst, sollen im ÖFB-Präsidium für den Vorschlag gewesen sein, sieben der 13 Stimmberechtigten seien dagegen gewesen. Für Freitagnachmittag wäre in einem Wiener Hotel eine außerordentliche Präsidiumssitzung angedacht gewesen, bei der Kaupa-Götzl zur Wahl stehen hätte sollen. Mitterdorfer trat gerade einmal 24 Stunden davor aber zurück.
Damit fuhr auch Teamchef Ralf Rangnick einen Sieg durch K.o. gegen den ÖFB-Präsidenten ein, über den der Deutsche jüngst sagte: "Wir haben kein Verhältnis". Zuletzt hätten beide vor rund zehn Wochen bei einer Präsidiumssitzung miteinander gesprochen. Auslöser des Konflikts ist die von Mitterdorfer forcierte Strukturreform im Verband, die neben der Einführung einer CEO-Position auch die Installierung eines Wirtschafts- und Sport-Geschäftsführers (Peter Schöttel) vorsieht. Dafür wurden die Verträge der beiden ÖFB-Rivalen Thomas Hollerer (Generalsekretär) und Bernhard Neuhold (Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe) noch von Mitterdorfer gekündigt.
Nations-League-Finale! ÖFB-Team gegen Slowenien
Rangnick und auch die ÖFB-Teamkicker hatten sich im letzten Lehrgang deutlich für den Verbleib Neuholds ausgesprochen, der als Vertrauensmann des Nationalteams gilt, für die Organisation der Lehrgänge, aber auch die Prämienverhandlungen, zuständig ist. Durch den Mitterdorfer-Rücktritt könnte die Strukturreform nun vom Tisch sein – das muss nun der neue Interimspräsident entscheiden. Genauso, ob die Kjündigungen von Hollerer und Neuhold aufgehoben werden.
"Stehen komplett hinter Neuhold"
Den Mitterdorfer-Rücktritt verfolgte Freiburg-Legionär Lienhart nur aus der Ferne mit. Der Innenverteidiger reiste nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Slowenien am Sonntagabend zurück zum deutschen Bundesliga-Klub. Allerdings erlebte der 28-Järhige zuvor die unruhigen Tage im ÖFB-Teamcamp hautnah mit.
"Wir als Mannschaft haben Standpunkte vertreten, die uns wichtig waren", erklärte Lienhart gegenüber "Sport1", sprach von "etwas Unruhe" rund um das Nationalteam. Danach präzisierte der 28-Jährige. Die Spieler hätten angesprochen, "wie mit Mitarbeitern, die nah an der Mannschaft sind, umgegangen wird. Da geht es auch um Bernhard Neuhold. Das Team steht komplett hinter ihm. Die Art und Weise, wie kommuniziert wurde, war nicht gut. Da mussten wir uns als Mannschaft klar positionieren." Ein Gespräch des Spielerrates mit der ÖFB-Spitze im Rahmen des jüngsten Lehrgangs hatte aber keine Lösung gebracht.
"Volle Unterstützung" für Rangnick
Ebenso klar sei die Position der Spieler gegenüber Teamchef Rangnick. "Der Trainer bekommt die volle Unterstützung von uns. Er ist extrem wichtig für uns", untermauerte der Innenverteidiger. Der 66-Jährige sei zuletzt "sehr cool geblieben", wie Lienhart erklärte. "Er hat den Ärger von uns fernhalten können. Wir haben nicht bemerkt, dass ihn irgendwelche Themen außerhalb des Fußballs beschäftigen." Die Mannschaft habe sich aber "auf das Sportliche konzentriert", auch wenn es "keine leichte Situation war", wie der 28-Jährige weiter ausführte.
Lienhart ist sich auch sicher: "Die Fans stehen total hinter Rangnick. Seit der EM-Qualifikation herrscht eine Euphorie, die bis jetzt anhält. Dass Rangnick ein absoluter Fachmann ist, wird sowieso nicht angezweifelt." Rangnick habe "einen ganz klaren Plan. Dank ihm können wir inzwischen auch größere Nationen unter Druck setzen, das macht richtig Spaß", betonte der Innenverteidiger. Und das große Ziel bleibe "natürlich die WM 2026".
Auf den Punkt gebracht
- ÖFB-Teamspieler Philipp Lienhart hat sich klar hinter Teamchef Ralf Rangnick gestellt und betont, dass die Mannschaft voll hinter ihm steht.
- Der Rücktritt von ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer und die damit verbundenen Unruhen im Verband haben die Spieler dazu veranlasst, ihre Unterstützung für wichtige Mitarbeiter wie Bernhard Neuhold zu bekräftigen und die Bedeutung von Rangnicks Führung hervorzuheben.