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Kein Wien-Visum: Astronomin (25) sitzt in Pakistan fest
Eine afghanische Forscherin sollte nach Wien reisen, doch in letzter Sekunde wurde ihr das Visum verwehrt. Nun sitzt sie in Pakistan fest.
Die Lage ist trist: Amena K. ließ ihre Familie in Afghanistan zurück und muss sich nun völlig mittellos in Pakistans Hauptstadt Islamabad durchschlagen. Von dort aus sollte die Astronomin (25) eigentlich zu Forschungszwecken nach Wien, Graz und weiter nach Amerika reisen. Eine Einladung nach Österreich sprachen unter anderem die Akademie der Wissenschaften und das Grazer Kulturzentrum Forum Stadtpark aus.
"An der Grenze zu Pakistan wurde ich von den Taliban festgenommen und ausgepeitscht. Nur dank eines Schutzbriefs der österreichischen Botschaft wurde ich freigelassen", so K. gegenüber "Heute". Die österreichischen Behörden hätten ihr zuerst ein Visum binnen einer Woche in Aussicht gestellt. "Der Flug nach Wien war schon gebucht. Doch dann wurde mir das Visum doch noch verweigert. Das Argument: Es sei nicht sicher, dass ich Österreich auch zeitgerecht wieder verlassen werde."
Visum kann nicht im Voraus versprochen werden
Laut Außenministerium kann eine Einreiseerlaubnis nicht vorab versprochen werden: "Wenn sich bei der Prüfung des Antrags zeigt, dass die Voraussetzungen nicht gegeben sind, darf das Visum nicht erteilt werden", so eine Sprecherin. Unterstützer, allen voran die Organisation SOS Mitmensch, sammeln nun Unterschriften und fordern Außenminister Michael Linhart (VP) zum Handeln auf. Auch Schriftstellerin Elfriede Jelinek setzt sich für die 25-Jährige ein: "Das Schlimmste, das ich mir vorstellen kann, ist, einem Menschen, der am Ertrinken ist, die Hand hinzuhalten und sie dann im letzten Moment doch noch wegzuziehen. Einem Menschen Hoffnung zu machen und die Rettung im letzten Augenblick zu verweigern. Das hat das österreichische Außenministerium mit Amena K. gemacht."
Familie in Lebensgefahr
Zurück kann K. derzeit nicht: Die Taliban tolerieren keine Frauen in der Wissenschaft. Wegen ihres Engagements für die Astronomie hat die 25-Jährige in Afghanistan bereits Todesdrohungen erhalten. "Meine Familie lebt immer noch in Afghanistan und auch sie wird bedroht. Meine Verwandten müssen ihren Aufenthaltsort regelmäßig ändern. Wenn die Taliban sie finden würden, wären sie alle tot."
Derzeit kann K. nur abwarten. Ihr Gästezimmer finanzieren Freunde und Forschungskollegen aus dem Ausland, eigenes Geld besitze sie nicht. "Ich lebe jetzt schon mehr als zwei Monate in Pakistan und ich kenne niemanden hier. Es geht mir gesundheitlich sehr schlecht und ich habe sogar daran gedacht, mir das Leben zu nehmen. Ich habe tausende offene Fragen – warum hat mir die Botschaft das Visum verweigert? Verdiene ich es nicht, nach Österreich zu kommen? Ich bin eine starke Frau, aber ich habe wirklich keine Geduld mehr."