Ärger bei Dorfmeister
Kein Nightrace am Semmering! Romanze ist wichtiger
Kein Nacht-Slalom am Semmering! Der Damenbewerb muss bei Tageslicht ausgetragen werden. Grund dafür ist die TV-Übertragung – auch in Deutschland.
Um auch dieses Jahr wieder Damenbewerbe am Semmering austragen zu können, mussten die Verantwortlichen im Vorlauf einige FIS-Forderungen erfüllen. So wurde im Sommer die Piste verbreitert, Lichtmasten versetzt und die Flutlicht-Stärke verbessert, die Positionierung der Tribünen verändert. Einem erneuten Slalom-Nightrace stand nichts mehr im Wege, zumindest aus organisatorischen Gründen.
Ein Flutlicht-Rennen kam dennoch nicht zustande. Ausgerechnet die deutschen TV-Anstalten machten den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Denn Skiübertragungen an einem Sonntagabend während der Prime Time sind bei unseren Nachbarn nicht denkbar.
"Da stehen die Medien wieder über dem Sport"
Um dem "ZDF" nicht in die Quere zu kommen, muss der Slalom also dieses Jahr unter Tags ausgetragen werden. Die Startzeiten der Durchgänge wurden mit 10:30 und 13:30 angesetzt.
Für Frust sorgte das bei der zweifachen Olympiasiegerin und Vizepräsidentin des niederösterreichischen Skiverbands, Michaela Dorfmeister. "Leider haben wir kein Nacht-Rennen. Da stehen die Medien wieder über dem Sport", äußerte die 51-Jährige gegenüber "Laola1" ihren Unmut. "Das deutsche Fernsehen hat gesagt, sie machen keine Übertragung am Abend, da müssen sie `Tatort´ zeigen. Ich finde es schade, dass die Attraktivität nicht gewährleistet ist."
Zwar überträgt das "ZDF", der klassische "Tatort" würde in der "ARD" laufen, macht allerdings während der Weihnachtsferien trotzdem Pause. Allerdings bemängelte Dorfmeister den Umstand, dass Ski-Übertragungen an einem Sonntagabend nicht ins Programm passen.
"Es ist nicht einfach, auf dem internationalen Fernsehmarkt am Abend eine Sendezeit zu bekommen. Gerade an einem Sonntag ist es besonders schwierig. Bevor wir unsere Sendefläche ganz verlieren, sind wir auf einen früheren Beginn ausgewichen, um auch im Ausland präsent zu sein", meinte Organisator Franz Steiner schon vor Wochen im "ORF". Die Ski-Artistinnen auf dem Zauberberg mussten nun der Inga-Lindström-Romanze "Sag einfach Ja" weichen.
Vierschanzentournee am Nachmittag
Neben dem Weltcup-Rennen am Semmering steht am Sonntag auch der erste Bewerb der Vierschanzentournee in Oberstdorf am Programm. Der erste Durchgang der Skispringer startet um 16:30, wird im "ORF" und im deutschen Fernsehen "ZDF" übertragen. Auch deshalb ist eine spätere Startzeit des Slaloms am Semmering, etwa am späteren Nachmittag, nicht möglich.
Die Tournee verspricht dieses Jahr einiges an Brisanz. Beim prestigeträchtigen Bewerb bahnt sich ein Notionenduell zwischen Österreich und Deutschland an.
Pius Paschke geht mit fünf Saisonsiegen als Topfavorit in die Tournee. Seine härtesten Konkurrenten um den goldenen Adler bilden die drei österreichischen Hoffnungen Jan Hörl, Daniel Tschofenig und Stefan Kraft. Nur Springer aus Österreich und Deutschland konnten dieses Jahr ein Weltcupspringen gewinnen.
Auf den Punkt gebracht
- Der Damen-Slalom am Semmering muss dieses Jahr tagsüber ausgetragen werden, da der deutsche "Tatort" Vorrang hat und eine Abendübertragung verhindert.
- Dies sorgte für Unmut bei der zweifachen Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister, die bedauerte, dass die Attraktivität des Nacht-Rennens nicht gewährleistet ist.