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Kein Hotel: Häftling musste in Wien um Klopapier flehen
Ein ehemaliger Insasse erhebt schwere Vorwürfe gegen das Polizei-Anhaltezentrum am Wiener Alsergrund. "Heute" liegen Bilder unwürdiger Zustände vor.
Der 36-jährige Dominik M. musste wegen unbezahlter Strafen hinter Gitter. Die bekam er aufgebrummt, weil er im Sommer mit seinen beiden Listenhunden ohne Beißkorb Gassi gegangen war. Nachdem er die Verwaltungsstrafen von insgesamt rund 1.500 Euro nicht zahlen konnte, musste er die Buße am Wochenende vor Weihnachten zwei Tage lang im Polizei-Anhaltezentrum Alsergrund (PAZ) absitzen. "Das waren die schlimmsten Tage meines Lebens", erzählt der Wiener im Talk mit "Heute". Der 36-Jährige erhebt nun schwere Vorwürfe.
"Wurden wie Schwerverbrecher behandelt"
"Wir mussten die Wärter um Brot, Klopapier und Medikamente anflehen, weil sie uns nichts geben wollten. Muslime wurden dazu gezwungen, Schweinefleisch zu essen. Wenn wir uns über den grausamen Umgang beschwert haben, bekamen wir als Antwort, dass das hier kein Hotel sei", so der aufgewühlte Dominik M. im Gespräch.
Laut ihm wurde außerdem keiner der Insassen gegen Corona getestet. Impf- oder Genesenennachweise wurden angeblich nicht kontrolliert. "Man hat uns schlimmer behandelt als Schwerverbrecher. Dabei haben die Menschen, die im Anhaltezentrum sitzen meistens einfach kein Geld", meint der Hundebesitzer. Seine Zellengenossen und er sind eigenen Erzählungen zufolge von dem Umgang im Polizei-Anhaltezentrum Alsergrund traumatisiert.
LPD Wien weist Vorwürfe zurück
"Heute" konfrontierte die Pressestelle der Landespolizeidirektion Wien mit den schweren Anschuldigungen. Ein Sprecher der LPD wies Dominiks Vorwürfe zurück. Alle Inhaftierten hätten Zugang zu Wasser; Toilettenpapier würde es in regelmäßigen Abständen geben, genauso wie fleischlose Mahlzeiten. Es gäbe zudem strenge Coronabestimmungen, die strengstens befolgt würden. Man verwies zu dem auf die Möglichkeit für Insassen, jederzeit über einen Beschwerdebriefkasten Missstände aufzeigen zu können.
„Astrid Wagner: "Im Polizei-Anhaltezentrum muss rasch eine menschenwürdige Lösung herbeigeführt werden."“
Star-Anwältin: "Habe Bilder"
Jedoch hat auch die prominente Wiener Anwältin Astrid Wagner schon öfter von derartigen Zuständen im PAZ gehört: "Laut den Informationen, die mir etliche Klienten zukommen haben lassen, sind die Zustände dort bedauerlicherweise exakt so. Mir liegen Bilder vor, die die unwürdigen Zustände dokumentieren. Hier muss rasch eine menschenwürdige Lösung herbeigeführt werden."
Für Dominik M. ist hingegen klar: Nie wieder möchte er wegen einer Strafe ins Gefängnis kommen.