Wirtschaft
Kein Gas? – "Dann gibt es sofort 300.000 Arbeitslose"
Sollte es zu einem Gaslieferstopp aus Russland kommen, wäre die heimische Industrie massiv betroffen. IV-Präsident Georg Knill schlägt nun Alarm.
Vor über drei Monaten überfiel die russische Armee die benachbarte Ukraine. Trotz großer Bemühungen und zahlreicher Sanktionspakete gegen den russischen Präsidenten, zeigt sich der Westen mitunter schaumgebremst. Vor allem das russische Gas und Öl ist eines von Putins großen Trümpfen. Auch in Österreich ist man massiv auf die Gaslieferungen aus Russland angewiesen.
Wie ist Österreich für einen möglichen Gaslieferstopp Russlands gerüstet? Keine Wohnung soll kalt bleiben, erklärte die Bundesregierung zuletzt mehrfach. Bei einem Lieferstopp würden die Wohnungen mit den Gasreserven versorgt. Ein solcher Lieferstopp würde also die Industrie treffen. Und die schlägt jetzt Alarm und warnt vor dramatischen Folgen. Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Georg Knill war dazu Studiogast von Margit Laufer in der ORF-"ZIB2".
Kritik an Bundesregierung
Die Industrie habe schon zu Beginn des Angriffskriegs aufgezeigt, welche drastischen Konsequenzen ausbleibende Gaslieferungen aus Russland hätten. Alleine in Österreich gebe es rund 7.000 Betriebe, die "sehr viel Gas" aus Russland benötigen würden. Sollte das Worst Case Szenario eintreffen, gebe es eine massive Rezession. Knill geht von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von bis zu neun Prozent aus. In einem solchen Szenario seien rund 300.000 Beschäftigte "sofort arbeitslos".
Seitens der Politik fordert er Planungssicherheit für die kommenden Jahre ein. Die Industrie habe sich ganz klar darauf verständigt, bis zur Mitte des Jahrhundert CO2-neutral sein zu wollen, sprich auf fossile Energieträger verzichten zu wollen. Nun wolle man binnen weniger Tage unabhängig von russischem Gas sein. Das gehe sich nicht aus, so Knill. In Österreich werde zu wenig getan, um die Problematik zu lösen, man verlasse sich auf die EU.
Moderatorin Margit Laufer wollte wissen, welchen Plan die IV für den Fall von verringerten Gaslieferungen habe. Welche Betriebe könnten am ehesten auf Gas verzichten. Knill verweigerte eine konkrete Antwort. Das sei Aufgabe und die politische Verantwortung der Energieministerin (Leonore Gewessler, Grüne; Anm.). Aktuell sieht der IV-Boss kaum Gefahr, dass Putin dem Westen des Gashahn zudreht. Mehr Sorge bereitet ihm die Europäische Kommission, die Gefahr "aus den eigenen Reihen" sei größer.
Atomkraft in Österreich?
Apropos eigene Reihen. Aus der oberösterreichischen Industriellenvereinigung ist zuletzt der Vorschlag nach Kernkraft in Österreich zu vernehmen gewesen. "Innerhalb unserer Organisation gibt es kein Denkverbot", so Knill. Man sei in Österreich Teil des europäischen Energie- und Stromverbundes. Alleine in Europa gebe es 105 Atomreaktoren, man beziehe auch in Österreich Strom aus dem Ausland, ob einem das gefalle oder nicht. In Österreich werde es aber kein AKW geben, ist Knill überzeugt.