Weltcup-Auftakt
"Kein Fehler!" Rätsel um Wachs-Disqualifikation
Ragnhild Mowinckel ist das erste Opfer der neuen Wachs-Regelung im Ski-Weltcup. Die Norwegerin wurde in Sölden disqualifiziert.
Die norwegische Riesentorlauf-Spezialistin lag nach dem ersten Durchgang des Saison-Auftakts auf dem Rettenbachferner auf dem sechsten Zwischenrang, musste nach ihrem Lauf zur obligatorischen Materialkontrolle, bei der nun auch das aufgetragene Wachs überprüft wird. Denn für diese Saison wurde Fluor, das nicht abbaubar ist, im Ski-Weltcup verboten.
Bei Mowinckels Ski schlug das Testgerät der FIS allerdings an, zeigte, dass Fluor verwendet wurde. Der Grenzwert von 1,8, der bis Jahresende gilt, wurde deutlich überschritten. Daraufhin wurde die Norwegerin disqualifiziert, bei der 31-Jährigen flossen im Ziel Tränen, sie wurde das erste Opfer der neuen Regelung.
"Eine ganz unangenehme Situation. Alle Ski wurden kontrolliert, es waren die einzigen, die Fluor angezeigt haben. Da haben wir keine andere Sanktionsmöglichkeit", erklärte der FIS-Verantwortliche Peter Gerdol.
"Keinen Fehler gemacht"
Nicht nur Mowinckel, sondern auch der norwegische Verband und ihre Skifirma Head wurden von der Disqualifikation eiskalt erwischt. Ihr Servicemann wachste die Ski ohne Fluor, hatte die Rennski über Nacht in seinem Auto eingesperrt, schließlich war im Weltcup-Zirkus schon vor dem Saisonstart die Angst vor Sabotage-Aktionen riesengroß.
"Wir glauben, dass wir keinen Fehler gemacht haben. Wir werden es analysieren, schauen, wo etwas passiert sein könnte. Wir können es uns nicht erklären", meinte Head-Rennsportleiter Rainer Salzgeber, der anfügte: "Der Reserverennski war gleich präpariert. Es war zwar auch ein Wert zu hoch, aber vieles war grün. Der Ski war nicht auf dem Schnee. Jetzt steh im Raum, dass wir am Start testen müssen. Ich kann meinen Leuten aber keinen Vorwurf machen" Alte Bürsten und Skisäcke seien getauscht worden.
"Der Servicemann hat gesagt, dass er den Ski vor zwei Tagen kontrolliert hat, aber es ist ein klarer Fall", konterte Gerdol. Eine Kontaminierung durch einen Pistenrutscher sei ausgeschlossen.
Meissnitzer-Kritik
Der norwegische Coach Atle Skaardal gab sich derweil zurückhaltend. Die Messungen des Verbandes selbst hätte eine ähnliche Überschreitung ergeben. "Der Wert ist klar über dem Toleranzbereich. Es gibt keine Möglichkeit gegen eine Disqualifikation", meinte der Trainer.
Für "ORF"-Expertin Alexandra Meissnitzer ist hingegen nicht klar, warum die FIS keine Übergangsphase eingeführt hat. "Es muss leichter zugänglich gemacht werden. Damit zeichnet sich die FIS nicht aus." Die Verunsicherung im Ski-Zirkus ist jedenfalls groß.