Groß-Enzersdorf
Kein Bus! Orte am Sonntag öffentlich nicht erreichbar
Wie schwierig die Situation mit fehlenden Öffi-Angeboten ist, zeigen Ortschaften um Groß-Enzersdorf auf: Sonntag herrscht Stillstand.
Franzensdorf, eine Katastralgemeinde von Groß-Enzersdorf, liegt nur rund sieben Kilometer vor der Grenze der Bundeshauptstadt. Sonntag fährt die Regionalbuslinie 552, die sonst die Öffi-Verbindung zur Außenwelt darstellt, aber nicht.
Einige besonders Verzweifelte der 344 Einwohner haben sich nun an Ortsvorsteher Robert Nepp (SPÖ) und Mobilitätsstadtrat Andy Vanek (Grüne) gewandt. "Das ist wichtig", meint Vanek, "weil wenn die Betroffenen ihre Probleme aufzeigen, hat das mehr Gewicht als wenn nur die Gemeinde etwas fordert".
"Ich habe kein Auto"
Eine Frau mittleren Alters etwa klagt: "Ich habe kein Auto. Am Sonntag sitze ich hier fest." Ein Paar wiederum erklärt: "Unsere Tochter lernt in einem Hotel in Wien. Wenn sie Sonn- oder Feiertagsdienst hat, müssen wir bereit sein, um sie zum Bus nach Groß-Enzersdorf zu bringen bzw. abzuholen." "Wenn meine Eltern aus Wien, die kein Auto haben, am Sonntag zu Besuch kommen", erläutert ein Mann, "müssen wir sie von Groß-Enzersdorf abholen und hinbringen".
Stillstand am Sonntag
Aber besonders für junge Menschen, die oft kein eigenes Auto haben, bedeutet dies Stillstand. Anstatt Ausflüge zu unternehmen oder Freunde in der Stadt zu besuchen, verbringen sie ihre freien Tage zu Hause – unfreiwillig. Dies schränke nicht nur ihre sozialen Kontakte, sondern auch ihre persönliche Entwicklung ein, kritisiert Vanek.
Dieselbe Problematik spiele sich in den Nachbarorten Rutzendorf und Andlersdorf ab. Auch hier sind die insgesamt 564 Bewohner Sonntags vom Öffentlichen Verkehr abgeschnitten. Schlimmer noch im 319-Seelenort-Mühlleiten: Hier fährt auch samstags kein Bus.
Mobilitätsstadtrat Vanek ortet ein Versagen der NÖ Landesverkehrsplanung. Mobilität sei ein Grundbedürfnis und sollte auch in jedem Dorf jederzeit gewährleistet sein: "Man versucht das Thema dann der Gemeinde umzuhängen: Verteilt halt Taxigutscheine an die betroffene Bevölkerung. Doch wer bekommt wieviele Gutscheine? Wie ist hier der Gleichheitsgrundsatz zu halten?"
Man könne bei der Situation auch über "Micro-ÖV-Lösungen nachdenken, aber nur mit entsprechender finanzieller Unterstützung von Bund und Land".
Lösungsvorschlag der Gemeinde
Kurzfristig wäre eine Möglichkeit, die Linie 550, die auch sonntags im Stundentakt auf der B3 fährt, zumindest gelegentlich über die nördliche Straße durch Rutzendorf und Franzensdorf zu führen, damit auch die Menschen in diesen Orten ÖV-Anbindung haben, hat Vanek einen ersten Lösungsvorschlag.
Die Bewohner der betroffenen Orte, allen voran Franzensdorf mit Ortsvorsteher Robert Nepp, appellieren jedenfalls an die Verantwortlichen, an einer Lösung zu arbeiten.
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Auf den Punkt gebracht
- In Groß-Enzersdorf und den umliegenden Orten wie Franzensdorf, Rutzendorf und Andlersdorf gibt es sonntags keine Busverbindung, was die Bewohner stark einschränkt.
- Mobilitätsstadtrat Andy Vanek und Ortsvorsteher Robert Nepp fordern daher dringend Lösungen, wie etwa die Umleitung der Linie 550, um die Mobilität der betroffenen Einwohner zu gewährleisten.