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KAV jubelt, Ärztekammer klagt: Bilanz zur Ärzte-Arbe...

Heute Redaktion
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Bild: Denise Auer

Seit einem Jahr gilt das neue Arbeitszeit- und Gehaltsmodell für Spitalsärzte im Krankenanstaltenverbund (KAV). Statt bis zu 60 Stunden arbeiten Spitalsärzte nur noch maximal 48 Stunden pro Woche. Der Arbeitgeber KAV zieht eine positive Bilanz, die Ärztekammer sieht Verschlechterungen, kann sich einen "Aufstand" vorstellen.

Seit einem Jahr gilt das neue Arbeitszeit- und Gehaltsmodell für Spitalsärzte im Krankenanstaltenverbund (KAV). Statt bis zu 60 Stunden arbeiten Spitalsärzte nur noch maximal 48 Stunden pro Woche. Der Arbeitgeber KAV zieht eine positive Bilanz, die Ärztekammer sieht Verschlechterungen, kann sich einen "Aufstand" vorstellen. 
Seit Juli 2015 ist die Maximal-Arbeitszeit der 3.500 KAV-Spitalsärzte auf 48 Stunden reduziert, Ziel: eine 40-Stunden-Woche. Der Krankenanstaltenverbund zog nach einem Jahr Bilanz.

"Ziel ist eine Normalarbeitszeit von 40 Stunden und eine Maximal-Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche", sagt Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Direktorin für Organisationsentwicklung im KAV. "Es ist eine vollkommene Umstellung des Systems", erklärt Lothar Mayerhofer, Ärztlicher Direktor des Donauspitals. Zur Kritik an der Änderung auf kürzere nämlich 12,5 Stunden dauernde Nachtdienste, sagt Mayerhofer: "Hier überwiegt, dass Patienten einen ausgeschlafenen Arzt haben gegenüber der Idee, dass dadurch Informationen verlorengehen."

Neues System

Neu ist: Es gibt jetzt Tag-, Nacht- und verlängerte Dienste. Tagdienste dauern von 7 bis spätestens 20.30 Uhr – im Ausmaß von von fünf bis 12,5 Stunden. Nachtdienste dauern 12,5 Stunden – und zwar von 19 oder 20 Uhr bis 8 Uhr oder 9 Uhr Früh am Folgetag. Außerdem gibt es noch verlängerte Dienste im Ausmaß von 25 Stunden. Hier ist der Beginn zwischen 7 und 8 Uhr, das Ende zwischen 8 und 9 Uhr am Folgetag. 

"Neuer Stundenplan" für die Spitalsärzte

„Es gibt einen neuen Stundenplan und eine Leistungsverlagerung in den Tag – das ist auch für die Arzt-Ausbildung gut“, so Christoph Wenisch vom Kaiser-Franz-Josef-Spital. Primararzt Wolfgang Hilbe von der 1. Medizinischen Abteilung im Wilhelminenspital, zieht eine positive Bilanz: "Es ist wichtig, Pflegebedienstete so zu qualifizieren, dass z.B. Infusionen von den Pflegern durchgeführt werden und sich Ärzte auf ärztliche Aufgaben konzentrieren können." Die Umschichtung der Arbeitsleistung sei für die Patienten "ein Gewinn".

Ärztekammer kündigt "Aufstand" an

Anders sieht das die Ärztekammer. Ursprünglich arbeiteten Ärzte 55 Stunden pro Woche, nun sollen es im Schnitt 42 werden, rechnet Personalvertreter Wolfgang Weismüller vor. „Das sind 13 Stunden weniger, bei 3.500 KAV-Ärzten fehlen 39.000 Arztstunden pro Woche und 1.000 Vollzeitäquivalente weniger“, warnt Weismüller. "Es gibt eine Arbeitsverdichtung, die unglaublich ist", sagt Weismüller.  Und: Der KAV wolle ab 1. September 40 weitere Nachtdienst-Räder „ersatzlos streichen“, schlägt ÄK-Wien-Chef Thomas Szekeres Alarm. „Das bringt Minderversorgung der Patienten.“

Außerdem sieht Szekeres einen "Vertragsbruch". Dass ab Herbst 40 weitere Nachtdiensträder wegfallen, sei ohne Einvernehmen mit den betroffenen Ärzten beschlossen worden. "Die Anordnung wurde ohne sachliche Gründe getroffen", so Szekeres, der einen "Aufstand" der Ärzte für möglich hält. Zur Nachtdienstreduktion sagt der Ärztekammer-Wien-Chef: "Das ist ähnlich wie bei der dienstbereiten Feuerwehr. Die wird ja auch nicht eingespart, nur weil es nicht jede Nacht brennt."

KAV: "Nachtpräsenz wird in Tag verschoben"

Die Vorwürfe sind für den KAV nicht nachvollziehbar. Michael Binder vom KAV: „Wir verschieben die Nachtpräsenz in den Tag – wo sie notwendig ist.“ Wichtig für die Reduktion der Ärztearbeitszeit ist laut KAV: Pfleger übernehmen nun viele Aufgaben – etwa Infusionen –, die zuvor Ärzte durchgeführt haben. Der Personalstand bleibe gleich.