Tiere
Kaum Wölfe in Österreich, "weil sie gewildert werden"
Die Wölfe kommen rasch zurück in ihre ehemaligen Lebensräume– nur nicht in Österreich. Gilt auch für Luchs oder Greifvögel. Kurt Kotrschal über das (erneute) Verschwinden der Wölfe.
(Wöchentliche Kolumne von Kurt Kotrschal– Wolfsexperte, Verhaltensforscher und Biologe.)
„"Überall anders nimmt die Zahl der Wölfe zu, in Österreich offenbar wieder ab..."“
Wölfe besiedeln ihre ehemaligen Lebensräume rasch wieder – wenn man sie lässt. Jungwölfe wandern weit von ihrem elterlichen Rudel weg, treffen in der Fremde einen Partner, lassen sich nieder und bekommen Nachwuchs. So entsteht ein Rudel.
So viele Wölfe leben in Deutschland
In Deutschland geht das recht gut. In etwas mehr als einem Jahrzehnt siedelten sich bis Ende letzten Jahres 105 Rudel, 25 Wolfspaare, sowie 13 sesshafte Einzelwölfe an. Es leben dort heute also zwischen 500 und 1000 Wölfe. Der deutsche Jagdverband schätzt den Bestand auf 1300 Wölfe, aber das ist wahrscheinlich stark übertrieben, schließlich will man ja bald wieder Wölfe schießen.
So viele Wolfsrudel gibt es derzeit (nicht mehr) Österreich
Das tut man schon lange in Österreich, und zwar illegal. Denn obwohl Österreich teils bessere Lebensräume für Wölfe hat als Deutschland, reichte es bis 2016 gerade mal zu einem Rudel auf dem Truppenübungsplatz in Allentsteig an, unter dem Schutz des Bundesheeres sozusagen. 2018 wurde von zwei weiteren Rudelgründungen berichtet, beide im nördlichen Waldviertel. Eines der Rudel lebte nördlich von Karlstift, griff keine Nutztiere an und kam daher auch nicht in die Medien. Das war beim Rudel
nahe Litschau anders, dem gelegentlich auch Schafe zum Opfer fielen.
Rudel Nummer vier gab es vielleicht im Weinsberger Wald, einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Österreichs, im westlichen Waldviertel. Aber genaueres weiß man nicht, weil offenbar die dortige Habsburgsche Forstverwaltung wenig Freude mit Biologen hat, die nachsehen wollen. 2019 „verschwand" das Litschauer Rudel, von den anderen weiß man nichts. Also gibt es heuer noch das Rudel in Allentsteig und vielleicht (?) 1-2 weitere. Seltsam eigentlich.
Illegale Jagd in Österreich Problem für Wolf, Greifvögel, Luchs und Co
Überall anders nimmt die Zahl der Wölfe zu, in Österreich offenbar wieder ab. Das liegt vor allem daran, dass illegal abgeschossen wird, was das Zeug hält und dass es kaum biologisches Monitoring gibt. Die bewaffneten im Walde können also nach Belieben schalten und walten. Dass das nicht bloß verleumderische Vermutungen sind, belegt der abgeschossene Wolf von letztem Jahr im Tiroler Sellrain. Auch wissenschaftliche Modellrechnungen unterstreichen das. Aus diesen Grund geht es in Österreich übrigens auch den Greifvögeln schlecht, es gibt kaum Luchse und keine Bären.
EU fordert von Österreich, sich an Artenschutz zu halten
Gleichzeitig wird aber gejammert was das Zeug hält. Für die kaum vorhandenen Wölfe wird eine „jagdliche Bewirtschaftung" gefordert und man beschwert sich bei der EU. Lächerlich, gibt es doch neben den wenigen ansässigen Wölfen im Waldviertel nur wenige Durchwanderer in den Alpen. Daraus ein „Wolfsproblem" zu machen, verärgerte die EU-Kommission.
Man meint auch in Brüssel, dass man sich in Österreich gefälligst an die Gesetze halten – und den Artenschutz ernst nehmen muss.
Die heimischen Gesetze müssen auch für Wildtiere gelten. Gerade einer Regierung mit Grüner Beteiligung sollte es ein Anliegen sein, die Gesetze zum Artenschutz auch zu vollziehen. Momentan schaut man aber demonstrativ weg.
+++ Der Wolfsblog von Kurt Kotrschal – jede Woche neu, nur hier bei "HeuteTierisch". +++
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