Bei Nutztieren stellt sich die Frage gar nicht, ob hier das österreichische Tierschutzgesetz viele Lücken aufweisen könnte – jedem ist klar, dass es Schwein, Kuh, Schaf und Hendl in vielen Landwirtschaftsbetrieben gar nicht gut geht. Doch auch bei den Haustieren gilt es schnellstens gewisse Punkte zu optimieren, die vor allem Tierschutzorganisationen wie die Pfotenhilfe in Lochen an ihre Grenzen bringen.
Der hübsche und auch kastrierte Kater "Aladin" wurde erst kürzlich im Salzburger Flachgau gefunden und zur Pfotenhilfe gebracht. Ein so gepflegtes Katzerl wird doch bestimmt vermisst und im Tierheim angefragt werden. Denkste! "Aladin" ist nur einer von Hunderten aus Oberösterreich und Salzburg, die jedes Jahr vom Tierschutzhof Pfotenhilfe gechippt, entwurmt geimpft, aber nicht mehr abgeholt werden.
Die meisten Fundkatzen sind auch nicht kastriert, obwohl dies seit 2005 gesetzlich verpflichtend ist. Viele sind abgemagert, krank oder ungepflegt und wurden ausgesetzt oder bei Umzügen zurückgelassen.
Die traurige Wahrheit:
Gut 95 Prozent aller gefundenen Katzen bleiben herrenlos, obwohl man schon alleine durch die Sozialen Medien eine wesentlich größere Chance hat, sein Tier wiederzufinden als früher.
Bei Hunden ist das ganz anders: über 80 Prozent der alleine aufgegriffenen Tiere werden meist am nächsten Tag schon wieder abgeholt, der Rest ist leider meist ausgesetzt worden, was die Täter immer wieder wegen Tierquälerei vor Gericht bringt.
Für die Pfotenhilfe liegt dieses Missverhältnis zum Großteil daran, dass Hunde gechippt und registriert sein müssen und dadurch die Halter oft sofort verständigt werden können. Bei Katzen ist dies nur freiwillig möglich und nur eine von 100 Fundkatzen ist gechippt.
Nicht selten kommt es vor, dass Katzen weit entfernt von ihrem Zuhause gefunden werden, weil sie etwa mit einem Lieferwagen mitgefahren sind. Aus Neugier steigen die Stubentiger nämlich gerne in fremde Autos, weiß Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler:
„Bei uns ist sogar schon einmal eine Katze aus der Steiermark aufgetaucht!“
"Sie ist offenbar 'per Anhalter' bis ins Innviertel gereist. Wenn diese Tiere dann nicht gechippt sind, kann sie niemand identifizieren, weil ihre Halter nicht aus der Nähe sind oder gar nicht wissen, wo sie überall suchen sollen. Sie gehen auch teils fälschlicherweise von einem Diebstahl oder tödlichen Unfall aus. Dabei warten die Tiere oft weit weg vergeblich auf ihre Familien!"
Stadler wendet sich jetzt an die Politik: "Es ist unerträglich, dass uns beinahe täglich Katzen gebracht werden, die oft vermisst werden, deren Herkunft aber nicht zu eruieren ist. Wir fordern von der nächsten Regierung dringend eine längst überfällige Chip- und Registrierungspflicht, um dieses Leid für Tier und Halter zu minimieren, aber auch um die zahlreichen Verstöße gegen die Kastrationspflicht einzudämmen.
Wichtig ist hier allerdings auch, dass endlich regelmäßige, flächendeckende Kontrollen eingeführt werden. Diese können aber nur bei gechippten Tieren, die damit eindeutig ihren Haltern zugeordnet werden können, effizient durchgeführt werden. Derzeit gibt es in der Landwirtschaft nicht einmal alle 50 Jahre eine Kontrolle und bei Privathaushalten sind gar keine Routinekontrollen vorgesehen. So etwas macht Gesetze aber zahnlos."