Weihnachtsbotschaft

Kardinal: "Gott selber ist uns in Jesus nahegekommen"

Heute ist Heiligabend. Endlich – werden manche sagen, nach all dem Trubel und der Hektik der vergangenen Tage!

Christoph Kardinal Schönborn
Kardinal: "Gott selber ist uns in Jesus nahegekommen"
Kardinal Christoph Schönborn verfasst die traditionelle Weihnachtsbotschaft in "Heute"
Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub, Helmut Graf

Am Vormittag haben die Geschäfte noch geöffnet, nachmittags kann etwas Ruhe einkehren. Die Vorweihnachtszeit gehört zu den anstrengendsten Zeiten des Jahres. Warum feiern wir überhaupt Weihnachten? Warum schmücken wir Tannenbäume, stellen Weihnachtskrippen auf, singen Weihnachtslieder, beschenken uns gegenseitig?

Friede den Menschen auf Erden

Jedes Jahr hören wir die Weihnachtsbotschaft: von Maria und Josef und dem neugeborenen Kind. Sie legten es in eine Futterkrippe in einem ärmlichen Stall in Betlehem, weil in der Herberge kein Platz für sie war. Ochs und Esel dürfen in keiner Weihnachtskrippe fehlen. Dazu die Hirten und die Engel, die die Geburt des Kindes verkünden. Das alles geschah vor mehr als 2000 Jahren. Bis heute hat die Geburt Jesu eine so große Bedeutung, dass wir sogar unsere Zeitrechnung danach ausrichten: 2024 nach Christi Geburt! Warum geht von Weihnachten bis heute eine so starke Wirkung aus? Liegt es an der tiefen Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit, die in jedem Menschen steckt? "Friede den Menschen auf Erden", singen die Engel.

Hat das Jesuskind den Frieden auf Erden gebracht? Wohin wir schauen: Kriege, Hungersnot, Armut, Umweltkatastrophen, Menschen auf der Flucht! Der Papst bittet die Mächtigen: Lasst wenigstens zu Weihnachten die Waffen schweigen! Aber wer hört auf ihn? Wen kümmert das Leiden der Menschen? Sorgen und Nöte machen auch nicht Halt vor unseren Türen. Die Einsamkeit bedrückt besonders zu Weihnachten. So viele sind einsam! Familienkonflikte belasten den erhofften Weihnachtsfrieden zu Hause. Viele spüren zudem, dass es wirtschaftlich eng wird. Wie also Weihnachten als Fest des Friedens feiern?

Jesus bittet: Lasst den Hass!

Was kann ein kleines, wehrloses Kind ausrichten in einer Welt voll Not und Leiden? Eines stimmt sicher: Jedes neugeborene Kind ein Zeichen der Hoffnung und des Lebens. Ein Neugeborenes weckt so viele Liebe, Zärtlichkeit und menschliche Wärme!

Schon damals müssen die einfachen Hirten es gespürt haben. Sie kamen vom Feld, von ihren Herden, von ihrer Arbeit und fanden das Kind, das in der Futterkrippe lag. Sie hatten eine Ahnung im Herzen: Hier ist etwas Wunderbares geschehen. Mit Jesus, mit diesem Kind hat etwas Neues begonnen. Jesus hat gelebt, was er gelehrt hat. Er hat nicht nur vom Frieden gesprochen, sondern auch Versöhnung gebracht. Gott selber ist uns in Jesus nahegekommen. Bis heute bittet Jesus uns Menschen: Lasst den Hass! Versöhnt euch untereinander! Wendet euch Gott zu! Frieden beginnt im eigenen Herzen. Von dort kann er ausstrahlen und die Welt verändern.

Wünsche für gesegnetes Fest

Heute wünsche ich uns allen diese Erfahrung. Dann wird es wirklich Weihnachten! Besonders denke ich an alle, die zu Weihnachten um einen lieben Menschen trauern; an alle, die an den Feiertagen für andere sorgen: in der Pflege und den Krankenhäusern, im Polizeieinsatz und in allen öffentlichen Diensten und Bereichen.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein frohes, friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest!

Das Weihnachtsevangelium

Lukas 2,1-20
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Friede / bei den Menschen seiner Gnade.
Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Kolumne thematisiert die Bedeutung von Weihnachten und die Weihnachtsbotschaft, dass Gott in Jesus den Menschen nahegekommen ist.
    • Trotz der Herausforderungen und Leiden in der Welt ruft die Botschaft des Kardinals dazu auf, Hass abzulegen, sich zu versöhnen und Frieden im eigenen Herzen zu finden, um diesen in die Welt auszustrahlen.
    • Christoph Schönborn wünscht allen ein frohes, friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest, besonders denjenigen, die trauern oder in öffentlichen Diensten arbeiten.
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