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Drittmächtigster Katholik in Australien verurteilt

Heute Redaktion
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Kardinal und Ex-Finanzchef des Vatikan George Pell wurde heute vor Gericht verurteilt. Ihm wird der sexuelle Missbrauch von zwei Chorbuben vorgeworfen.

George Pell (77) wurde heute vom Gericht in fünf Punkten für schuldig befunden und zu sechs Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil verhängte Richter Peter Kidd in Melbourne. Der Verurteilte geht gegen das Urteil in Berufung.

Im Dezember war Pell schuldig gesprochen worden, sich Mitte der 1990er Jahre in der Kathedrale von Melbourne an zwei Chorknaben (13) vergangen zu haben. Einen von ihnen hätte er zum Oralsex gezwungen. Zu dieser Zeit war Pell der Erzbischof von Melbourne.

Für Richter Kidd stellt dies den schlimmsten Punkt seines Vergehens dar. Er habe so mit "unfassbarer Arroganz" seine Macht missbraucht und Vertrauen gebrochen.

Bisher ist Pell der ranghöchste Geistliche, der wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt wurde. Als Vatikan-Finanzchef belegte er den dritten Platz in der welweiten Rangordnung der Geistlichen und war ein enger Vertrauter von Papst Franziskus.

Laut Urteilsspruch kann der Verurteilte frühestens in drei Jahren und acht Monaten Haft einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. Strafmindernde Aspekte seien sein Alter, seine Gesundheit und seine Lebensleistung.

Richter Kidd stellte klar, dass er nicht vorhabe, Pell zum "Sündenbock" für die Vergehen der katholischen Kirche machen zu wollen. Das Urteil sei anhand des Vergehens bemessen worden.

Ohne besondere Regung oder Reaktion nahm der Kardinal das Urteil zur Kenntnis. Nach der Verhandlung wurde er von Polizeibeamten zurück ins Gefängnis gebracht. Pells Rechtsanwalt wollte sich heute den Medien gegenüber nicht äußern.

Fest steht jedoch, dass der Verurteilte Berufung gegen das Urteil einlegen will. Papst-Sprecher Alessandro Gisotti erklärt, Pell habe "das Recht, sich bis in die letzte Instanz zu verteidigen". Man hofft auf einen Freispruch.

Es wurde auch ein kirchen-internes Verfahren eingeleitet. Der Fall wird von der Kongregation für Glaubenslehre geprüft. Sollten die Untersuchungen dieser Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche ergeben, dass Pell schuldig ist, wird der Beschuldigte aus dem Priesterstand ausgeschlossen. Dabei handelt es sich um die Höchststrafe in der katholischen Kirche.

Auch Papst Franziskus steht vermehrt unter Druck. Von ihm wird verlangt, verstärkt gegen Täter in seinem "Team" vorzugehen. Ein dafür vorgesehenes Gipfeltreffen Ende Februar endete allerdings ohne konkrete Maßnahmen.

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    Sabine Hertel

    (rfr)