Politik

Kanzler Kurz appelliert: "Treffen Sie niemanden!"

Der zweite Lockdown in Österreich fällt weit drastischer als der erste aus. Kanzler Sebastian Kurz richtet eine eindringliche Bitte an die Bürger.

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Bundeskanzler Sebastian Kurz: "Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel."
Bundeskanzler Sebastian Kurz: "Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel."
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Angesichts weiter steigender Infektionszahlen verschärft Österreich seinen Kampf gegen die Corona-Pandemie und ruft zum zweiten Mal in diesem Jahr einen vollständigen Lockdown aus. "Treffen Sie niemanden", appellierte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Samstag an die Landsleute. Jeder soziale Kontakt sei einer zuviel. 

"Ich weiß, dass diese Maßnahmen extrem einschneidend sind"

Von Dienstag an soll bis zum 6. Dezember eine ganztägige Ausgangssperre gelten. Alle Geschäfte, die nicht zur Deckung des täglichen Bedarfs nötig seien, müssen schließen, ebenso Friseure und Kosmetikstudios. Nach Oberstufen und Universitäten müssen nun auch Schulen der jüngeren Jahrgangsstufen auf Fernunterricht umstellen. Die Unternehmen sollen überall dort, wo es möglich sei, auf Homeoffice setzen. "Ich weiß, dass diese Maßnahmen extrem einschneidend sind", sagte Kurz. Aber sie seien nötig, um die Infektionszahlen drastisch zu senken.

Österreich hatte Anfang November einen Teil-Lockdown verhängt. Gastronomie sowie Freizeit-, Kultur- und Sporteinrichtungen mussten schließen. Diese Maßnahmen, darunter eine nächtliche Ausgangssperre, konnten die rasende Ausbreitung des Virus aber nicht eindämmen. Die Zahl der Neuinfektionen stieg am Freitag auf einen neuen Rekord von 9.586. Das ist neun Mal mehr als beim Höchststand der ersten Welle.

Innenminister Karl Nehammer forderte einen "gemeinsamen Schulterschluss", um die Infektionszahlen zu senken. Die Polizei werde an der Seite der Bevölkerung stehen und den Dialog suchen, aber dort durchgreifen "wo es nötig ist", so Nehammer.

Die Belastung müsse gemeinsam getragen werden. Nehammer mahnte, das Virus ernst zu nehmen und forderte weniger Kontakte. Es solle sich jeder fragen, wo er seinen Beitrag leisten könne, um die Infektionszahlen zu senken. "Das Coronavirus ist eine Zumutung. Das ist uns bewusst", so der Innenminister.

"Die Lage in den Spitälern ist sehr, sehr ernst"

Seit dem 23. Oktober steige die Zahl der Neuinfektionen fast explosionsartig an, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Für die nächste Woche sei laut Experten mit 7.000 neuen Fällen pro Tag zu rechnen. "Die Lage in den Spitälern ist sehr, sehr ernst." Es ist die Rede von ersten Engpässen. 584 Corona-Erkrankte befänden sich auf den Intensivstationen, so Anschober.

Man wisse, warum die Zahlen gestiegen seien. Im Frühjahr seien die Bewegungen um über 50 Prozent reduziert worden. Das sei dieses Mal, beim Lockdown light, "bei Weitem nicht gelungen". Die aktuelle Welle sei dynamischer als die erste. Das sehe man nicht nur in Österreich, sondern auch in den Nachbarländern. Österreich müsse jetzt die "Notbremse ziehen" um die Zahlen nach unten zu drücken, so Anschober.

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    Ausgangssperre! Ab Dienstag gibt es einen Lockdown der härtesten Art.
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    Auch Vizekanzler Werner Kogler appellierte an die Österreicher: "Mit Ihrem Verhalten können Sie Leben retten." Er betonte, dass jeder Covid-Patient, der ein Intensivbett benötige, auch eines bekommen werden. Für die Wirtschaft sei der neuerliche Lockdown eine "Hiobsbotschaft", sagt der Vizekanzler. Man werde aber "rasch und unbürokratisch helfen". Nun brauche es Konsequenz und Geduld, so Kogler. "Bleiben Sie bitte zu Hause", richtete er sich an die Bevölkerung.