Ukraine

Kann sich Putin totalen Gas-Stopp überhaupt leisten?

Was, wenn Putin den Gashahn ganz zudreht? Diese Frage beschäftigt aktuell ganz Europa. Doch könnte sich der Kreml-Despot diesen Schritt auch leisten?

Roman Palman
Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Gipfeltreffen in Turkmenistan am 29. Juni 2022.
Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Gipfeltreffen in Turkmenistan am 29. Juni 2022.
Sputnik/Grigory Sysoyev/Pool via REUTERS

Seit Montag ist der Erdgas-Fluss in der wichtigen Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 Richtung Deutschland völlig versiegt. Planmäßig durchgeführte Wartungsarbeiten stehen an, diese sollen noch bis zum 21. Juli dauern. Doch Europas Regierungen sind bereits jetzt im Krisenmodus, versuchen so viel Erdgas wie möglich noch vor dem Winter aus anderen Quellen einzuspeichern. Denn die große Frage, die wie ein Damokles-Schwert über allem hängt: Was, wenn Wladimir Putin einen totalen Stopp der Erdgaslieferungen verhängt?

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"Albtraum-Szenario" nennt das der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Doch würde sich Russland mit so einem drastischen Schritt selbst beschneiden, auch Putins Staatshaushalt ist auf die Einnahmen aus den europäischen Gas- und Ölkäufen angewiesen. Könnte er sich das also leisten?

Die kurze Antwort: Ja. Wegen der hohen Gaspreise im ersten Halbjahr 2022 konnten die Russen mehr einnehmen als noch im Vorjahr und haben deshalb einen satten Geldpuffer. Dieser würde aber nicht ewig halten.

"Es ist ein Pokerspiel. Denkt Putin, dass die Menschen in Deutschland wegen der Gas-Krise in zwei Monaten auf die Straße gehen?", analysiert Ukraine-Experte Sergej Sumlenny gegenüber der "Bild".

Der ehemaliger Direktor der grünen Heinrich-Böll-Stiftung in Kiew weiß, dass es nicht Putins vorrangiges Ziel ist, viel Geld zu scheffeln. "Er denkt nicht wie ein Geschäftsmann, sondern wie ein Aggressor. Er sieht, dass er durch den Energiemangel eine Krise solchen Ausmaßes erreichen kann, dass unsere komplette Wirtschaft wackelt." Mit diesem massiven Druck versuche er, die deutsche Bundesregierung unter Kontrolle zu bringen.

Putin will Deutschland destabilisieren

Da der Krieg nicht so laufe, wie vom Kreml erhofft, müsse er nun den Westen in eine ganz eigene Krise treiben und Deutschland destabilisieren:

"Damit wir uns nicht mehr auf Ukraine konzentrieren können, sondern erst die Probleme oder vielleicht Proteste in Deutschland regeln. […] Die Abhängigkeit der Bundesregierung kann er nutzen, und dafür ist er sogar bereit, sich auf Monopolgewinne zu verzichten."

Sumlenny ist sich sicher: "Seine einzige Chance ist, die Lage zu eskalieren, solange, bis Deutschland ihm etwas anbieten muss. Er will uns am Ende als Druckmittel gegen die Ukraine nutzen." Denn: "Wenn er sich aus der Ukraine zurückziehen müsste, dann muss er erklären warum."

Sumlenny: Nur ein Weg aus der Krise

Für Deutschland gebe es "nicht viele Chancen" noch auf wirtschaftlichem Wege aus der bereits deutlich spürbaren Gaskrise zu entkommen, der Staat könne nur noch die Folgen der Teuerung und Verknappung abmildern.

Der Experte sieht nur einen Weg, alles zu beenden: "Schnell so viele schwere Waffen wie möglich an die Ukraine zu liefern, damit Russland verliert. Und keine andere Möglichkeit mehr hat als den Rückzug."

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    Sabine Hertel
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