Österreich
Kaiserlicher Samt im Parlament wiederentdeckt
Kostbare Samtbehänge mit einem einzigartigem Wappen der persönlichen Loge Franz-Josefs lagerten seit Jahrzehnten im Keller – jetzt sollen sie restauriert werden.
Bei der Sanierung des Wiener Parlaments stießen die Arbeiter auf eine echte Kostbarkeit. Im Zuge der Räumung eines Kellerraums ein Stoffbündel von offenbar beträchtlichem Alter entdeckt.
Darin zusammengewickelt befanden sich zwei reich bestickte Samtbehänge, deren Existenz im Laufe der wechselhaften Geschichte des Hauses völlig in Vergessenheit geraten war.
Wie sich herausstellte, waren die Behänge Teil der Ausschmückung der historischen Sitzungssäle des Parlaments aus dem Jahr 1883. Die Samtbehänge sind in den Farben Schwarz, Rot und Gold gehalten und zeigen eine einzigartige Version des Wappens von Kaiser Franz Joseph I.
Historische Textilien
Die Gestaltung und Formsprache trage eindeutig die Handschrift von Theophil Hansen. Auch die Formsprache knüpfe an dekorative Elemente an, die der Architekt auch in anderen Teilen des Hauses verwendet habe, heißt es in einer Aussendung der Parlamentsdirektion und sei ein typischer Kunstgriff, mit der Hansen Monarchie und Demokratie symbolisch zu vereinen versucht habe.
"Ich freue mich sehr, dass die Kunstobjekte in erstaunlich gutem Zustand sind", so Nationalratspräsidentin Doris Bures. Im Keller des Hohen Hauses herrschten offenbar perfekte Lagerbedingungen: Die wertvollen Textilien weisen keine Beeinträchtigungen durch Schädlinge oder Feuchtigkeit auf.
Gebrauchsspuren und kleine Beschädigungen sollen nun von Spezialisten repariert werden. Nach ihrer Restaurierung sollen die historischen Samtbehänge zu besonderen Anlässen der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Kaiser nutzte Loge nie
Der Kaiser selbst war kein Fan des Parlaments. Nach der Märzrevolution 1848 wurde der Habsburger-Monarchie im Folgejahr eine Verfassung aufgezwungen. Franz-Josef war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. In der Folge wurde der Reichsrat geschaffen, der ab 1883 im neu errichten Reichsratsgebäude am Wiener Ring – dem heutigen Parlament – tagte.
Bis zu seinem Tod in der Mitte des Ersten Weltkriegs 1916 hatte Franz Joseph I. das Hohe Haus insgesamt nur zwei Mal, bei der Gleichenfeier und nach der Fertigstellung des Baus betreten – die Salon und Kaiserloge benutzte er allerdings nie. (red/rcp)