Wintersport

Jetzt zählt Ortlieb knallhart ÖSV-Weltcupathleten an

ÖSV-Vizepräsident Patrick Ortlieb geht weiter in die Offensive. Jetzt zählt der Ex-Spitzenläufer Routiniers an, die Talenten Platz machen sollen.

Sebastian Klein
Patrick Ortlieb
Patrick Ortlieb
picturedesk.com

Diesen Winter polterte Patrick Ortlieb bereits gegen Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und überlegte laut, im Betreuerstab der Weltcupteams Einsparungen vornehmen zu wollen.

Damit machte sich der ehemalige Spitzenfahrer und heutige Finanzreferent und Vizepräsident des heimischen Skiverbandes nicht nur Freunde. Schröcksnadel und Ortlieb richteten sich Nettigkeiten über die Medien aus. Zuletzt ebbte die Debatte ab.

Routiniers müssen zittern

Jetzt legt Ortlieb nach. Nach seiner Kritik, Fahrer fühlen sich womöglich zu wohl, übt er noch größeren Druck aus. In "Sport und Talk aus dem Hangar 7" stellte er am Montagabend arrivierten Athleten ohne ausreichende Erfolgserlebnisse die Rute ins Fenster.

Ortlieb: "Wir sind in einem Prozess, in dem sich etwas ändert. Kein Verband in Norwegen oder der Schweiz ist so breit aufgestellt wie wir. Jetzt ist alpin einmal nicht so an der vordersten Front, wie wir es uns wünschen würden. Es hat nicht funktioniert, es gibt immer Gründe. Man muss gieriger werden. Die Arrivierten brauchen mehr Druck von den Jungen. Wir sind in einer Phase, wo die Jungen nachkommen müssen. Ich bin sicher, dass die unter den gleichen Bedingungen dieselbe Leistung bringen können. Wenn man das Vertrauen in diese Athleten setzt, wird sehr schnell was nachkommen. Man muss schauen wie man die weiterbringt, dass die nahtlos zur Weltspitze zu kommen. Die Verletzungsmühle – wieso ist das bei uns so viel? – muss man auch hinterfragen."

Sprich: Wer keine Leistung bringt, könnte schneller durch nachrückende Talente ersetzt werden.

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    Ortlieb poltert weiter

    Ob er mit seinen harten Aussagen unüberlegt über das Ziel hinausgeschossen hätte? Das verneint Ortlieb im Hinblick auf die vergangene Debatte um die "Wohlfühloase ÖSV", die nun wieder neu aufflammen dürfte: "Es war sehr wohl überlegt, ich wollte niemanden aus der Reserve locken. Man sollte nicht einzelne Sätze, sondern den Kontext zitieren. Als Spitzensportverband kann man das schon einfordern. Es war Dezember, ist nicht wirklich gelaufen. Wenn man erst jetzt darüber reden würde, hätte man ein halbes Jahr zugeschaut. Es sind jetzt schon einige Dinge in der Umsetzung. Nach dem nächsten Wochenende wird sich das Blatt in der Sommerpause wieder wenden."

    Ortlieb knallhart: "Wir sind Weltspitze im Nachwuchs. Wir müssen aber ehrlich sein, hatten die WM im eigenen Land, aber auch da nur zweimal Bronze geholt. Vielleicht halten wir zu lange an Athleten fest, die im Mittelfeld fahren und Startplätze für die Jungen blockieren, die sich etablieren könnten. Der eine oder andere Athlet fühlt sich da vielleicht nicht wohl. Ein Jakob Greber, der bei der WM fast eine Medaille geholt hat, ist unter gleichen Bedingungen kaum schlechter als die A-Fahrer. Wenn er im Training sieht, dass er gar nicht langsamer ist, dann stärkt ihn das."

    Fall Strolz als Gegenbeispiel

    Was Ortlieb dabei außer Acht lässt: Johannes Strolz ist das beste Gegenbeispiel. Er war schon aus allen Kadern gestrichen worden, hatte seine Skier selbst präpariert. Dann wurde er im Vorjahr bei den Winterspielen in Peking als zweifacher Olympiasieger zum großen Helden. Spätzünder wie der Vorarlberger hätten wohl keine Chance mehr, wenn es nach seinem Landsmann Ortlieb ginge.

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