Politik
Jetzt sagt Kanzler Kurz, was uns das Testen kostet
Mit Millionen Tests pro Woche ist Österreich Spitzenreiter. Das kostet, rechnet Kanzler Kurz vor. „Sparefroh-Vorwürfe“ seien daher unangebracht.
Wie „Heute“ berichtete, wird es weitere Lockerungen in Österreich nur auf Etappen geben. Am Montag berät die Bundesregierung mit den Landeshauptleuten die aktuelle Situation und wird festlegen, ob und wo es ab 27. März zu einer Gastro-Öffnung (zumindest der Schanigärten) kommen könnte. Fakt ist: Die Corona-Lage ist „regional sehr unterschiedlich“, erläuterte Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) im Zuge einer Deutschland-Reise. Während Tirol (hier drückte man die Anzahl aktiver Südafrika-Fälle von 200 auf 60) und Vorarlberg sehr gut dastünden, sei die „Situation in Salzburg und im Osten des Landes deutlich schlechter“, so Kurz.
Die Lockerungsschritte für Österreich
Größere Öffnungsschritte sind Ende April, Anfang Juni und im Sommer vorgesehen. Hier die Details der Überlegungen:
1. Etappenziel, wenn die Über-65-Jährigen geimpft sind. „Das wird wahrscheinlich Ende April der Fall sein. Ein großer Schritt, denn schwere Verläufe treten häufig bei Älteren auf, hier ist die Sterblichkeit hoch und die Belastung der Intensivkapazitäten hoch.“
2. Etappenziel, wenn die Über-50-Jährigen geimpft sind. Zeithorizont: Anfang Juni. „Dann kann es zu keiner Überlastung der Intensivkapazitäten mehr kommen.“
3. Etappenziel, wenn alle, die das möchten, geimpft sind. Das soll Ende Juni/Anfang Juli der Fall sein. In Österreich gibt es 7,5 Millionen Menschen über 16 Jahren (ab dann ist die Impfung zugelassen). Lassen sich zwei Drittel vakzinieren, werden 5 Millionen Stück benötigt. „Wir haben Zusagen von 8 Millionen Impfdosen bis Ende Juni, wenn AstraZeneca weiter verimpft werden darf“, schildert der VP-Chef.
AstraZeneca aus Spargründen?
Mit einer Vielzahl an geimpften Menschen werde der Sommer 2021 weitestgehend wieder ein normaler sein, betont Kurz. In der Diskussion um AstraZeneca kamen zuletzt Diskussionen auf, dass die EU verstärkt auf das Vakzin setze, da einigen Ländern BioNtech/Pfizer zu teuer gewesen wäre. Dem trat der Bundeskanzler bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten in der Deutschen Botschaft entschieden entgegen. Vielmehr sei AstraZeneca im Herbst des Vorjahres die größte Chance auf eine frühe Zulassung (konkret für Jänner) eingeräumt worden, die neue mRNA-Technologie bei Pfizer und Moderna (etwa Lagerung bei minus 70 Grad) hätte logistisch viele abgeschreckt. Doch am Geld solle es nicht scheitern; Österreich habe für die Impfstoffbeschaffung 200 Millionen Euro reserviert, heißt es aus dem Finanzministerium. 30 davon habe das Gesundheitsministerium bisher abgerufen. Kurz lieferte zum Vergleich spannende Vergleichszahlen:
Bis zu 60 € pro Test
Jeder „Nasenbohrer-Schnelltest“ in der Schule schlägt mit 2 bis 3 Euro zu Buche. Kurz: „Hier werden 1,5 Millionen in der Woche durchgeführt.“
Eintrittstests für Friseur und andere körpernahe Dienstleister kosten pro Person und Durchgang rund 25 Euro (20 Euro für den Arzt, 5 Euro für das Antigen-Set).
Ein PCR-Test (der Goldstandard, um eine Infektion zweifelsfrei molekularbiologisch nachzuweisen) verschlingt satte 60 Euro.
„Wir geben also Dutzende Millionen jede Woche für das Testen aus. Jeder Tag im Lockdown verschlingt über 100 Millionen Euro. Es ist also absurd darüber nachzudenken, ob eine Impfung 2, 5 oder 15 Euro kostet“, stellt der Kanzler klar.
Laudatio bei Springer
Nach einem Treffen mit Bundesinnenminister Horst Seehofer, Gesundheitsminister Jens Spahn und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird Kurz am Abend bei Axel Springer zu Gast sein. Beim Award des Mediengiganten („Bild“, „Welt“) wird er eine Laudatio zu Ehren der BioNtech-Forscher Özlem Türeci und Ugur Sahin halten. Wir berichten aktuell. Mit dem Mitgründer des Unternehmens, Christoph Huber, hat „Heute“ vorab ein Interview geführt >>