Tiere

"Ist mein Hund schwul?"

Birgit wüsste gerne, warum sich ihr Hund anderen Rüden gegenüber so verhält. Hundetrainerin Jessica Berger weiß Rat.

Heute Redaktion
Teilen

Frage von Birgit S.:

Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe eine Frage, die mich schon viele Jahre beschäftigt. Ich habe einen 5 Jahre alten Rüden. Ich habe ihn aus einer Tierstation. Er ist ein kleiner Mischling, so 6 Kilo. (muss ein Chihuahua drinnen sein.) Jedenfalls reagiert er auffallend interessiert auf Rüden. Ich hab das Gefühl, als steht er auf sie. Vor allem wenn es große, dunkle Hunde sind. Weibchen interessieren ihn nie so. Er spielt mit ihnen, aber riecht sie nicht die ganze Zeit ab und versucht sie zu besteigen. Bei Rüden macht er das ununterbrochen. Kann es sein, dass mein Hund schwul ist? Bitte nicht falsch verstehen - MIR ist es egal, falls er auf Männchen steht. Würde mich nur interessieren, ob das bei Hunden auch sein kann. Danke für Ihre Hilfe.

Antwort:

Jessica Berger, B.A. B.A.
tierschutzqualifizierte Hundetrainerin


Die Frage, ob Homosexualität im Tierreich existiert, ist stark umstritten. Zum Hund gibt es noch keine Studien zu diesem Thema, jedoch gibt es Forschungen bei anderen Tierarten, die gleichgeschlechtliche Sexualität dokumentieren. Bevor man den Hund jedoch vorschnell in die Homosexualität-Schublade steckt, ist es wichtig das gezeigte Verhalten objektiv zu betrachten und zu analysieren. Das geschilderte Verhalten, also das interessierte Beschnüffeln und auch das Besteigen von anderen Rüden, kann eine Vielzahl an Gründen haben!

Hundeschule: Hundefälle
Web: www.hundefaelle.at
Tel: +43 676 938 0881
Mail: [email protected]

"In den meisten Fällen ist es nicht auf Sexualverhalten zurückzuführen, sondern eher auf erhöhte Aufregung bzw. auf einen gesteigerten Stresslevel."

Besonders für kleine Hunde können große Vierbeiner eine bedrohliche Wirkung haben. Sie wissen natürlich, dass der größere Hund viel stärker ist und ihnen schon mit unbeabsichtigten Bewegungen großen Schaden zufügen kann. So kann es ganz schnell passieren, dass kleine Vierbeiner schlechte Erfahrungen machen. Versuchen Sie sich zu erinnern: Gab es vielleicht bereits Vorfälle mit großen, dunklen Rüden, in denen sich ihr Mischling nicht wohl gefühlt hat? Wenn dem so ist, dann lässt sich ein erhöhter Stresslevel sehr einfach erklären. Da der Hund aus dem Tierschutz kommt, ist aber vielleicht auch seine Vorgeschichte nicht gänzlich bekannt.

Deshalb achten Sie bitte bei Begegnungen mit großen Hunden vermehrt auf den Stresslevel Ihres Vierbeiners: Sehen Sie vielleicht aufgestellte Rückenhaare (Piloerrektion), erweiterte Pupillen, höhere Muskelanspannung (eventuell auch mit Zittern verbunden), vermehrtes Hecheln, etc.?

"Um die Situation zu verbessern, sollten Sie versuchen die Begegnungen mit großen, dunklen Hunden für Ihren Mischling angenehmer zu gestalten."

Geben Sie Ihm die Möglichkeit sich zurückzuziehen oder auch bei Ihnen Schutz zu suchen, wenn er sich unwohl fühlt. Zeigt er unerwünschtes Verhalten wie extremes Beschnüffeln oder den Versuch den anderen Rüden zu besteigen, dann holen Sie ihn freundlich weg und beenden den Kontakt. Langfristig können gemeinsame Social Walks eine Verbesserung bringen – also geführte Spaziergänge, bei denen die Hunde nicht miteinander spielen sollen, sondern zusammen die Welt entdecken.

Unter professioneller Anleitung kann so das ruhige und entspannte Sozialverhalten gefördert werden. Die ExpertInnen der VÖHT bieten ein umfangreiches Social-Walk-Angebot: www.voeht.at

Die Frage wurde beantwortet von Jessica Berger

Jessica Berger leitet die Hundeschule Hundefälle. Dazu hat sie die Ausbildung zur Akademisch geprüften Kynologin und die Prüfung zur Tierschutzqualifizierten Hundetrainerin absolviert. Sie ist auf Angst- und Aggressionsverhalten beim Hund spezialisiert und betreut ihre Kunden in Einzelstunden.

+++ Lies hier alle Leserfragen + Antworten +++

+++ Hast du auch eine Frage zu einem Vierbeiner? Dann schick sie per Mail an: [email protected]. +++