Island testet schon seit Jahren Arbeitszeitverkürzungen im großen Stil. 51 Prozent der Arbeitnehmer profitierten zwischen 2020 und 2022 von reduzierten Arbeitszeiten bis 36 Stunden bei gleichem Lohn, wie eine Studie aus Großbritannien und Island zeigt.
Der Anteil dürfte mittlerweile sogar noch höher sein. Denn die Erfahrungen sind fast durchs Band positiv. Bei einer Umfrage gaben 62 Prozent der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, mit der kürzeren Arbeitszeit zufrieden zu sein. 52 Prozent können nun Berufs- und Privatleben besser organisieren.
Trotz des reduzierten Pensums wuchs die isländische Wirtschaft laut Internationalem Währungsfonds im vergangenen Jahr um fünf Prozent. Das ist eine der höchsten Wachstumsraten in Europa, schreibt die "Die Presse". Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,4 Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
Guðmunmdur D. Haraldsson ist einer der Studienautoren. Er sagt: "Die Studie zeigt eine echte Erfolgsgeschichte: Kürzere Arbeitszeiten sind in Island mittlerweile weit verbreitet und die Wirtschaft ist über eine Vielzahl an Indikatoren hinweg stark."
Forschungsdirektor Will Stronge sagt: "Die von uns gesammelte Evidenz zeigt: Wenn Arbeiter eine bessere Work-Life-Balance haben und gut erholt sind, profitiert davon auch die Wirtschaft."
Bereits zwischen 2015 und 2019 begann in Island ein großer Pilotversuch mit Mitarbeitenden öffentlicher Unternehmen, die statt 40 Stunden nur noch 35 bis 36 Stunden pro Woche arbeiteten. 2500 Menschen nahmen daran teil, das waren damals mehr als ein Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung in Island.
Das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden habe sich dadurch dramatisch verbessert. Die Gewerkschaften konnten darauf Arbeitszeitverkürzungen für Zehntausende Mitglieder verlangen.