Österreich

IS-Fanatiker arbeitete im Sozialministerium

Heute Redaktion
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Der Angeklagte (20) gab sich geläutert. Anwalt Rudi Mayer (r.)
Der Angeklagte (20) gab sich geläutert. Anwalt Rudi Mayer (r.)
Bild: Denise Auer

Trotz massiver Gehörschwäche sperrte Emre K. bei Hasspredigern die Ohren auf – und verbreitete die brandgefährliche IS-Propaganda in Chats weiter.

Ein Jahr lang stellte Emre K. als Vertragsangestellter Behindertenpässe im Sozialministerium aus. In Chats ("Telegram") und im Web verfolgte er eher das Konzept der Nächstenhiebe:

"Er hat Propaganda im Internet verschickt und Dateien hochgeladen, in denen zu Gewalt in ihrer ärgsten Form und zu Selbstmordattentaten aufgerufen wird", fasste der

Staatsanwalt beim Prozess in Wien zusammen.

Und: "In Gruppenchats mit IS-Sympathisanten teilte der Angeklagte IS-verherrlichende Ansichten." Vor seinem Prozess am Wiener Landesgericht kollabierte seine Mutter, offenbar krank vor Sorge. Der Angeklagte stammt nämlich so gar nicht aus desolaten Verhältnissen. Warum also wurde der 20-Jährige zum Dschihad-Fan?

"Ich hatte nicht so viele Freunde, wurde wegen meines Hörgeräts gemobbt. Und in Moscheen haben sie zu mir dann gesagt: ‚Du bist unser Bruder' – das hat mir Hoffnung gemacht."

Dann rechtfertigte sich Emre K.: "Ich dachte, dass es richtig ist, das zu verbreiten. Die Gewalt war aber nur virtuell vorhanden."

Das Urteil: acht Monate unbedingte Haft und Bewährungshilfe. Anwalt Rudolf Mayer zu "Heute": "Überzeugungstäter kann man mit Strafe nicht von ihrer Überzeugung abbringen. Nur Deradikalisierungsmaßnahmen können helfen. Diese wurden meinem Klienten aufgetragen. Er hat sich von seinen IS-Ideen distanziert."