Sittenpolizei
Iran eröffnet Klinik für Frauen, die Hijab verweigern
Im Iran wird Widerstand von Frauen oft als psychisches Problem dargestellt. Eine neue Klinik in Teheran soll solche Fälle behandeln.
Anfang November wurde eine junge Frau im Iran auf einem Universitätsgelände festgenommen. Die Studentin hatte sich nach einem Zusammenstoß mit Ordnungskräften offenbar aus Protest bis auf die Unterwäsche ausgezogen.
Regierungsnahe Medien behaupteten, die Frau leide an psychischen Problemen – sie wurde eingewiesen. Es war nicht das erste Mal, dass das iranische Regime Widerstand von Frauen auf psychische Probleme abschiebt. Es wird auch nicht das letzte Mal sein, denn nun soll ein spezialisiertes Zentrum eröffnet werden, das Behandlung für Frauen anbietet, die ihren Hijab ablegen wollen.
Würde, Bescheidenheit und Keuschheit
Die "NZZ" berichtet mit dem Verweis auf das iranische Exil-Nachrichtenportal Iranwire über eine Klinik, die in Teheran eröffnet werden soll. Sie wird demnach von der "Zentrale für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters" beaufsichtigt. Die Behörde untersteht direkt Irans oberstem Führer Ali Khamenei.
Mehri Talebi Darestani, die die Abteilung für Frauen- und Familienfragen in der Tugendbehörde führt, soll auch die Leitung der Klinik übernehmen. Sie erklärt gegenüber Iranwire, die Institution lege den Fokus auf Würde, Bescheidenheit und Keuschheit. Das Zentrum biete demnach "wissenschaftliche und psychologische Behandlungen in Bezug auf das Ablegen des Hijabs". Somit soll den Frauen geholfen werden, "selbstbewusst zu bescheidener Kleidung zu stehen".
Studentin wieder bei Familie
Laut dem Narrativ der iranischen Behörden handelt es sich bei der Weigerung der Frauen, die strengen Kleidervorschriften zu befolgen, also nicht um Protestaktionen, sondern um psychische Probleme, die behoben werden müssen. Laut Darestani beruhen Behandlungen in der neuen Klinik jedoch auf freiwilliger Basis.
Die Studentin, die sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte, sei mittlerweile wieder bei ihrer Familie. Iranischen Medien berichteten am Dienstag, dass die Frau in die Obhut ihrer Angehörigen übergeben worden sei, "da festgestellt wurde, dass sie krank war".
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Auf den Punkt gebracht
- Im Iran wird der Widerstand von Frauen gegen das Tragen des Hijabs oft als psychisches Problem dargestellt
- Eine neue Klinik in Teheran soll solche Fälle behandeln und bietet "wissenschaftliche und psychologische Behandlungen" an, um Frauen zu helfen, "selbstbewusst zu bescheidener Kleidung zu stehen"