Coronavirus

Intensivmediziner schlagen Alarm! Lage "dramatisch"

Die Lage auf den Intensivstationen in Österreich spitzt sich immer mehr zu. In einigen Regionen sind die Kapazitäten schon vollständig ausgelastet.

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Eine Corona-Patient wird auf der Intensivstation eines Spitals behandelt.
Eine Corona-Patient wird auf der Intensivstation eines Spitals behandelt.
Bernd Wüstneck / dpa / picturedesk.com

"Wir unterstützen alles, was dazu geeignet ist, die Zahl der SARS-CoV-2-Neuinfektionen wieder wirksam zu senken und die Infektionsdynamik rasch einzubremsen“, kommentiert der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), Klaus Markstaller (MedUni Wien/AKH Wien), die aktuellen Diskussionen zum Pandemie-Management. "Welcher Weg dazu auch immer eingeschlagen wird, er muss mit Entschlossenheit gegangen werden."

Die Lage sei zunehmend dramatisch, so der Experte. "In einigen Regionen Österreichs, besonders im Osten des Landes, sind Intensivstationen bereits weitgehend oder sogar vollständig ausgelastet und die Kolleginnen und Kollegen arbeiten am Anschlag", sagt Markstaller. "Wir haben in den vergangenen Monaten viel über die Auslastung von Intensivkapazitäten diskutiert. Das ist ein sehr abstrakter Begriff. Doch wir müssen uns klar machen, dass wir hier über viele einzelne Schicksale sprechen, über Menschen, die vielleicht bald nicht mehr die Behandlung bekommen können, die sie benötigen würden, weil kein Intensivbett für sie frei ist."

"Patienten kommen rascher auf Intensivstation"

Das aktuelle Bild in der Intensivmedizin ist eine Konsequenz der Tatsache, dass die Mutation B.1.1.7 zunehmend zur dominierenden Variante wird. Bereits seit einiger Zeit ist gut belegt, dass diese deutlich infektiöser ist als der Wildtyp des SARS-CoV-2-Virus. Zuletzt hat sich auch die Evidenz durch große Studien verdichtet, dass jedenfalls auch das Mortalitätsrisiko signifikant höher ist – im Durchschnitt um etwa 60 Prozent. Datenanalysen aus Großbritannien, wo die Variante schon länger bekannt und vorherrschend ist, haben auch deutlich gemacht, dass die höhere Infektiosität dieser sogenannten "variant of concern“ auch mit schwereren Verläufen bei Personen einhergeht, die bisher nicht als Angehörige von Risikogruppen eingeschätzt wurden.

Aus intensivmedizinischer Sicht stellt sich die aktuelle "dritte Welle“ in mehrfacher Hinsicht anders dar als die schwere Pandemiephase im November und Dezember des vergangenen Jahres, sagt Prof. Markstaller. Das betrifft nicht nur die erheblichen regionalen Unterschiede. "Die Patientinnen und Patienten kommen sehr viel rascher nach Auftreten der ersten Symptome auf die Intensivstation, sie sind schwerer krank, und sie sind auch deutlich jünger“, beschreibt der ÖGARI-Präsident die aktuelle Entwicklung. "Jetzt kann ein schwerer Verlauf wirklich jede und jeden betreffen.“ Die Vorstellung, nur alte und schwer vorerkrankte Menschen seien gefährdet, stimme jetzt weniger denn je.

"Virus nützt jede Chance"

"Die Intensivstationen sind das letzte Glied in der Behandlungskette. Wir betreten, bildlich gesprochen, immer erst in der Schlussszene die Bühne. Aber welchen Verlauf das Stück nimmt, das wird anderswo bestimmt, nämlich dort, wo die Infektionsverbreitung beeinflusst wird“, so Markstaller. "Das Virus nützt jede Chance, dagegen müssen wir ernsthaft und gemeinsam arbeiten, bis die Impfung Dämme bauen kann. Ich hoffe sehr, dass wir diese gemeinsame Anstrengung schaffen: Auf kreative und vielfältige Weise und ganz im Geiste des solidarischen Zusammenhaltes, der schon den Beginn der Pandemiebewältigung in Österreich geprägt hat.“

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