Hoffen auf Behördenwunder
Integriert, aber Friseur droht plötzlich Abschiebung
Jahrelang bauten sich die Almukhtar-Brüder ein Leben in Österreich auf, jetzt fürchten sie um ihre Existenz. Friseur-Boss Aws soll abgeschoben werden.
Abdullah (25) und Aws (31) Almukhtar kamen 2015 aus dem Irak nach Österreich, sie ließen ihre Heimat damals komplett hinter sich. Seit 2019 leben die Brüder in Korneuburg (Niederösterreich), sind erfolgreiche Unternehmer. Gemeinsam machen sie dutzenden Kunden täglich im "4 Seasons" die Haare schön, doch jetzt ziehen dunkle Wolken am Horizont auf: Friseur-Chef Aws droht die Abschiebung in den Irak!
Bruder ratlos: "Haben nichts im Irak, wo soll mein Bruder hin?"
Die beiden Jungunternehmer mit irakischen Wurzeln durchliefen jahrelang einen aufwendigen Integrationsprozess, absolvierten Deutschkurse und Prüfungen. Sie fühlen sich bestens in ihrer Gemeinde integriert. Doch obwohl die Brüder bei der Integration nichts dem Zufall überließen, gab es nur für den 25-jährigen Abdullah einen längeren Daueraufenthalt.
Das Problem: Während Abdullah der Aufenthalt bis 2029 gewährt wurde, ist Aws Bescheid stets negativ geblieben. Anfang Juni soll er nun in den Irak abgeschoben werden. "Wir haben nichts im Irak, wo soll mein Bruder hin?", rätselt Abdullah im Gespräch mit "Heute".
Vom Flüchtling zum Friseur-Boss – nun droht Abschiebung
Der Lebensmittelpunkt der Almukhtars befindet sich seit fünf Jahren in Korneuburg – Wohnung, Firma, viele Freunde sowie die Lebenspartnerinnen befinden sich hier. Auch strafrechtlich habe man sich nichts zuschulden kommen lassen, so Abdullah im "Heute"-Talk.
„Wir haben uns jahrelang bemüht, uns ein Leben hier in Österreich aufzubauen, führen einen Friseursalon. Wieso tut man uns das an, was hat mein Bruder falsch gemacht?“
Almukhtar-Brüder hoffen auf Wunder
Gegenüber der "NÖN" hielt sich das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl bedeckt, es sei bei diesem Sachverhalt zu einer "sehr genauen und objektiven Prüfung" gekommen. Das Bundesamt wies darauf hin, dass Personen nur bei fehlender Schutzbedürftigkeit im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden. Wieso Aws das humanitäre Aufenthaltsrecht im Gegensatz zu seinem Bruder verwehrt wird, ist bislang unklar.
Sollte Aws tatsächlich in den Irak zurückgeführt werden, zerbricht wohl nicht nur das bislang unzertrennbare Band zweier Brüder. Auch das zusammen aufgebaute Unternehmen würde auf wackligen Beinen stehen: "Wir haben unseren Friseursalon zusammen aufgebaut, ich verliere die einzige Person, mit der ich alles gemeinsam durchgestanden habe."
Bevor es Anfang Juni also zu einer freiwilligen oder zwangsweisen Rückführung kommt, hoffen die Brüder auf ein Wunder. Eine Petition auf "meinaufstehn.at" unter dem Motto "Gegen die Abschiebung von Aws Almukhtar" wurde bereits hundertfach unterschrieben – auf der Seite berichten sie auch über die schrecklichen Erlebnisse im Irak, ihren Weg nach Österreich sowie die drohenden Konsequenzen.