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Instagram-Star spricht in neuem Buch ohne Filter
Als ihr Freund plötzlich stirbt, lässt Jaqueline Scheiber tausende Menschen auf Instagram an ihrer Trauer teilhaben. Nun hat sie ein Buch geschrieben.
Während sich viele Menschen in den sozialen Netzwerken perfekt inszinieren, verzichtet Jaqueline Scheiber auf jegliche Filter und nutzt Instagram lieber als Bühne für das Unperfekte. Die 27-Jährige hat unter dem Pseudonym "Minusgold" mittlerweile über 30.000 Follower, die täglich ihre persönlichen, oft unbequemen Texte und Bilder liken. Neben Depressionen, Dehnungsstreifen, Feminismus und sozialer Herkunft befasst sich die gebürtige Burgenländerin auch mit dem Thema Trauer.
Trauer und Verzweiflung in der digitalen Welt
"Ich bin nicht dafür gemacht, still und heimlich meine Wunden zu lecken. Ich lege mein Innerstes in die Auslage", schreibt Scheiber in ihrem Erstlingswerk "Offenheit". "Im Sommer 2016 verstirbt mein Partner plötzlich an einer Lungenembolie im Schlaf. Ich wache morgens auf und finde seinen leblosen Körper neben mir im Bett vor", erzählt die Autorin in ihrem Buch. Die damals 23-Jährige verfasste noch am selben Tag auf Instagram ein Posting, in dem sie ihrer Trauer und Verzweiflung über den plötzlichen Tod ihres Freundes Felix Ausdruck verlieh. Das mediale Echo war enorm.
„"Kritische Stimmen fragen sich, wieso jedes private Thema in die Öffentlichkeit muss, aber da kann ich nur sagen, das beantwortet das Buch ganz gut. Spoiler: nichts muss, aber es kann“ - Jaqueline Scheiber“
Fotos von Scheiber mit verquollenen Augen folgen, sowie Beiträge über ihr gemeinsames Leben mit Felix und welche herzzerreißenden Lücken sein Tod hinterlassen hat. Doch nicht nur im Netz, sondern auch in ihrem Buch setzt die junge Frau auf den offenen Umgang mit ihrer Verletzlichkeit – und erhält dafür von ihren Followern viel Zuspruch. Später gründet sie mit anderen Betroffenen den "Young Widowers Dinner Club“, eine Selbsthilfegruppe für alle Menschen, die in jungen Jahren ihren Lebenspartner verloren haben. "Kritische Stimmen fragen sich, wieso jedes private Thema in die Öffentlichkeit muss, aber da kann ich nur sagen, das beantwortet das Buch ganz gut. Spoiler: nichts muss, aber es kann“, so die Sozialarbeiterin im Interview mit "Heute“.
"Als mein Partner plötzlich verstarb, habe ich mir geschworen, nichts mehr ungesagt zu lassen. Sei es noch so unbequem, gefährlich oder gar unangebracht", so Scheiber in ihrem Buch. Das gilt auch für soziale Medien wie Instagram. Warum sie dort überhaupt aktiv ist? "In erster Linie weil es das Werkzeug meiner Wahl zum Ausdruck und der Selbstdarstellung ist und weil ich selbst auf dieser Plattform viel von anderen, die offen Themen besprechen, lernen durfte. Und schließlich, weil ich den Eindruck habe, dass ich dadurch etwas bewegen kann." Fazit: das tut sie.
Zur Autorin: Jaqueline Scheiber geboren 1993 im Burgenland, seit 2012 Wahlwienerin, ist Sozialarbeiterin, Mitbegründerin des Young Widow_ers Dinnerclub Wien, Kolumnistin, Autorin und eigens ernannte Selbstdarstellerin. Von 2010 bis 2017 veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Minusgold Lyrik und Prosa auf ihrem Blog. Auf dem gleichnamigen Instagram-Account bespricht sie gesellschaftskritische Themen, teilt Teilrealitäten ihres Alltags und verarbeitet Eindrücke in kurzen literarischen Erzählungen.