Wirtschaft
Insider packt aus – Für so viele Tage haben wir Gas
Wie ernst ist die Lage an der Gas-Front? "Heute" fragte einen Top-Insider, der selbst groß im Gasgeschäft tätig ist.
Am Mittwoch ging es Schlag auf Schlag. Bereits am Vormittag aktivierte die deutsche Bundesregierung die Frühwarnstufe im Notfallplan für die Gasversorgung. Österreich folgte am Nachmittag dem Beispiel. Grund: Russland will, dass "unfreundliche" Länder (dazu zählt unter anderem die gesamte EU), ihre Gasrechnung künftig in Rubel begleichen. Das wird abgelehnt, womit die Sorge steigt, dass Putin dem Westen den Gashahn zudrehen könnte.
Rubel soll rollen, wann ist aber offen
Ebenfalls am Mittwoch ruderte der Kreml beim Gas-Ultimatum überraschend zurück. Zwar gebe es "eine Anweisung des Präsidenten, und sie wird erfüllt werden", ließ Putin-Sprecher Dmitri Peskow via Nachrichtenagentur Interfax wissen. Allerdings wird sich die Umsetzung "aus rein technologischen Gründen über einen längeren Zeitraum" erstrecken. Der ursprünglich von Putin angepeilte 1. April ist damit vom Tisch.
Müssen wir uns (außer vor den horrenden Preisen) fürchten? Vorerst nicht. Das Gas fließt derzeit ohne Einschränkungen weiter. Zudem wurde laut einem Top-Insider bisher kein einziger Händler aufgefordert, seine Gasrechnung in Rubel zu bezahlen. Was auch schwierig bis unmöglich ist – die Gasförderung von einem auf den anderen Tag zu stoppen. "Da müsste Putin Gas verbrennen oder in die Luft blasen."
Vorräte reichen für bis zu 80 Tage
Und wie sieht’s mit den Gasvorräten in Österreich aus? Mit Stand Mittwoch waren unsere unterirdischen Gaslager zu 12,87 Prozent gefüllt – bei steigender Tendenz, weil derzeit mit Hochdruck aufgefüllt wird. Ohne Rationierungen und ohne neue Lieferungen hält das Österreich für bis zu 45 Tage am Laufen. Muss die Industrie sparen bzw. wird ihr komplett das Gas abgedreht, können Haushalte und wichtige Infrastruktureinrichtungen für bis zu 80 Tage versorgt werden.