Drei Stockerl in Folge
"Innerlich tot", depressiv – jetzt Beste im Ski-Weltcup
Camille Rast macht ihrem Namen alle Ehre, rast zum Saisonbeginn der Weltcup-Konkurrenz davon. Für die Schweizerin geht ein langer Leidensweg zu Ende.
Camille Rast erlebt gerade die besten Tage ihrer Karriere. Eine Woche nach ihrem ersten Podestplatz in Görgl fuhr die Schweizerin auch in Killingten erst auf Rang drei, siegte einen Tag später im Slalom.
"Es ist einfach verrückt", sagte Rast im Ziel – überwältigt von den Gefühlen. "Ich wollte einfach Spaß haben. Ich habe einfach Vollgas gegeben. Am Ende ist alles aufgegangen." Jetzt ist Rast die Führende des Gesamtweltcups, mit 25 Jahren an der Spitze angekommen. Ihr steiler Aufstieg schien in ihrer Jugend vorgezeichnet, ist nach schweren gesundheitlichen Rückschlägen aber alles andere als selbstverständlich.
Als junger Profi kämpft sie mit dem Pfeifferschem Drüsenfieber, musste 2018 die Saison vorzeitig abbrechen. Mit zarten 18 Jahren schlitterte Rast in eine Depression. Sie habe sich "innerlich tot" gefühlt, offenbart sie im Magazin "Sportlerin". "Ich fühlte mich nutzlos. Ich hatte keine Energie. Es war ein schrecklicher Zustand, den ich nicht mehr aushielt."
Darum quälte sie sich trotz Erkrankung durchs Sommertraining, um keine anderen zu enttäuschen. Im Winter hätte sie jeden Tag geweint, daran gedacht, absichtlich einen Sturz zu fabrizieren: "Ich dachte sogar daran, einen Sturz zu fabrizieren. Nichts Schlimmes, aber einen Abflug ins Netz, damit ich nach Hause gehen kann."
Bis sie die Saison abbrach, psychologische Hilfe in Anspruch nahm: "Ich hatte Angst vor meinen eigenen Gedanken, vor der Dunkelheit, der Einsamkeit. Ich hatte keinen Spass, keine Lust, keine Ideen, war total leer und ohne Perspektiven." Mit dem Skifahren hatte sie vor sechs Jahren abgeschlossen.
Rast arbeitete sich doch wieder zurück – mühsam über den Umweg Europacup. Bitter: Einen Tag nach dem Riesenslalomsieg bei den Schweizer Meisterschaften 2019 rissen Kreuz- und Innenband. Ihr Weg zurück und in Richtung Ski-Elite wurde weiters durch den Markenwechsel von Head auf Salomon gebremst. Mit dem neuen Material sollte die Walliserin 2022/23 nicht zurecht kommen, wechselte zurück.
Nach einem Sommer ohne Verletzung, Erkrankung, Reha oder Material-Ärger fühle sie sich nun so gut wie nie – und explodierte zum Saisonstart förmlich. Rast sagt im "Blick": "Würde man die abziehen, wäre ich nicht 25, sondern 22 Jahre alt. Nun bin ich zum ersten Mal richtig gesund."
Auf den Punkt gebracht
- Camille Rast, die Schweizer Ski-Shootingstar, hat nach einem langen Leidensweg, der von gesundheitlichen Rückschlägen und Depressionen geprägt war, einen beeindruckenden Saisonstart hingelegt und führt nun den Gesamtweltcup an.
- Trotz schwerer Zeiten, in denen sie sich "innerlich tot" fühlte und sogar an einen absichtlichen Sturz dachte, hat sie sich zurückgekämpft und erlebt nun die besten Tage ihrer Karriere.