Coronavirus
Initiative "Österreich impft" packt über Impfung aus
Die neue Initiative "Österreich impft" stellt sich im Bundeskanzleramt vor. Sie will die Österreicher jetzt von der Corona-Impfung überzeugen.
Am Montag wurde "Österreich impft" im Bundeskanzleramt vorgestellt. Die bundesweite Initiative will über die Corona-Impfung aufklären. Sie wurde gestartet vom Roten Kreuz und wird von der Bundesregierung im Bundeskanzleramt vorgestellt. Diese Initiative "wird in den kommenden Wochen und Monaten breit und objektiv über die Vorteile der Corona Schutzimpfung informieren", heißt es. Ihre Experten-Sprecher stellten sich am Montag vor.
Bei den Fünf Experten handelt es sich um Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien und Facharzt für Innere Medizin; Ursula Wiedermann-Schmidt, wissenschaftliche Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums und Professorin für Vakzinologie; Reingard Glehr, Allgemeinmedizinerin mit Hausarztpraxis in Hartberg und Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM); Herwig Kollaritsch, Facharzt für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin und Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie sowie Eva Höltl, Arbeitsmedizinerin und Leiterin des wissenschaftlichen Beirats der österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention.
"Etwas Einzigartiges, sehr Beeindruckendes
Man wolle den Menschen unabhängige Informationen zur Impfung bieten, so das Rote Kreuz bei der Vorstellung der Initiative. Alle Sprecher seien nicht nur Experten dafür, sondern auch ehrenamtlich tätig. Am 23. Jänner 2020 wurde Wuhan unter Quarantäne gestellt, so Müller, wir alle seien Zeitzeugen. Es sei "etwas Einzigartiges, sehr Beeindruckendes geschehen", so Müller – wenige Tage nach der molekularen Beschreibung des Coronavirus habe man beginnen können, schon im Jänner Impfstoffe zu entwickeln.
Die Corona-Impfung werde "ein wesentliches Element zur Überwindung der Pandemie" darstellen, so Müller, man wolle den Österreichern größtmögliche Sicherheit bei der Impfung geben. Ein Viertel der Österreicher wolle sich impfen lassen, ein weiteres Viertel stehe der Impfung ablehnend oder skeptisch gegenüber, und rund die Hälfte sei unentschieden. Hier wolle man mit sachlichen und objektiven Informationen helfen, so Rektor Müller.
"Wir können uns alle sehr glücklich schätzen"
"Wir können uns alle sehr glücklich schätzen, dass wir in der Situation sind, jetzt dem Virus die Stirn zu bieten", so Ursula Wiedermann-Schmidt. Es gebe kaum einen medizinischen Bereich, wo die Ängste und Sorgen so groß seien wie bei der Impfung, so die Expertin. Es gebe auch viele Falschmeldungen und Gerüchte, denen wolle sie entgegentreten. Kritik daran, dass der Impfstoff unsicher sei, weil er sehr schnell entwickelt wurde, tritt die Expertin entgegen: Man habe früh mit der Erforschung beginnen können, die Basis des Virus sei bekannt gewesen und man habe massiv Geld investiert, abgekürzt sei aber nichts worden.
Es sei ein "rollendes Verfahren" gewesen, was eine sehr effiziente Prüfung ermöglicht habe. Es wurde "nicht schleißig oder irgendwie schnell, schnell gearbeitet", sondern das Regelwerk eingehalten, so die Expertin. Dass nicht jeder sofort geimpft werden kann, liege daran, dass die EU gemeinsam den Impfstoff besorgt habe, damit kein Land Hamsterkäufe durchführen könne. So bekomme jedes Land nach und nach den Impfstoff in verschiedenen Tranchen, so Wiedermann-Schmidt. "Aber in den nächsten Wochen, Monaten" werde es in einem mehrstufigen Verfahren dazu kommen, dass jeder geimpft werden könne, der das wolle. Die Impfung habe den Nutzen, jeden vor der Erkrankung zu schützen, Risikofaktoren, "wenn es solche gebe", würden in keinem Verhältnis zum Virus stehen.
"Ich weiß, wie groß die Verunsicherung ist"
Reingard Glehr attestierte eine "große" Verunsicherung durch das Virus, egal ob durch die wirtschaftliche Gefährdung oder die Sorge, geliebte Menschen zu verlieren. Die Expertin verwies auf täglich neue Erkenntnisse zum Virus, so sei es nun auch bei der Impfung: "Ich möchte mit gutem Gewissen meine Meinung mit Ihnen teilen: Jede Impfung ist getestet, ist sicher, ist geprüft, ist hilfreich." Wer Bedenken habe, solle das Gespräch mit dem Hausarzt oder Vertrauensarzt suchen. "Schützen wir die, die ein hohes Risiko der Erkrankung haben", so Glehr.
Jeder kenne die Erfolgsgeschichte der Impfung bei der Ausrottung und dem Zurückdrängen der Krankheiten, so Herwig Kollaritsch. Sie seien sicher, wirksam, aber auch "Opfer ihres eigenen Erfolges", so der Experte. Man sehe viele Krankheiten nicht mehr und kenne das Leid, das sie auslösen, nicht mehr. "Es fällt der Leidensdruck weg", so der Mediziner, deswegen verschiebe sich der Fokus der Bürger auf Probleme, die die Impfungen auslösen könnten.
"Fünf Menschen impfen, um eine Erkrankung zu vermeiden"
Aber: Man müsse bei Corona fünf Menschen impfen, um eine Erkrankung zu verhindern und man müsse 450 Menschen impfen, um einen Corona-Todesfall zu vermeiden. Jeder müsse nun selbst das Nutzen-Risiko abwägen: Entweder das "sehr seltene" abstraktes Risiko einer Nebenwirkung der Impfung oder das sehr wahrscheinliche Risiko einer Erkrankung. Kollaritsch habe das gemacht und seine Wahl sei eindeutig, er sei aber leider noch nicht zum Impfen dran.
Das Ziel sei, die Unternehmen handlungsfähig zu halten und die Sicherheit der Mitarbeiter bestmöglich zu schützen, so Arbeitsmedizinerin Eva Höltl. Man müsse nun die Chance der Impfung ergreifen, so die Expertin, dazu brauche es aber als wesentlichen Beitrag eine umfassende Information über die Impfung zu bieten. Man wende sich dabei ganz klar an jene, die sich noch nicht entschieden haben und noch Bedenken bei der Impfung haben, so Höltl. Erfolgreich sei man dann: "Für jeden, der sich impfen lässt, ist es vorbei. Für alle ist es aber erst vorbei, wenn sich alle impfen gelassen haben." Höltl hält die Information der Bevölkerung und die Aufklärung dabei für "eine sehr schöne Aufgabe".