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"Inhuman" – Ex-Flüchtlingskoordinator sorgt für Aufsehe

Der ehemalige Flüchtlingskoordinator Christian Konrad sieht die Hilfsbereitschaft der Österreicher dieses Mal stärker als im Vergleich zu 2015. 

Tobias Kurakin
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Ukrainische Flüchtlinge in Polen
Ukrainische Flüchtlinge in Polen
Sergei Grits / AP / picturedesk.com

Österreich und Europa sind binnen eines Jahrzehnts mit der zweiten großen Flüchtlingswelle konfrontiert. Waren es 2015 vermehrt Menschen aus dem Nahen Osten, die nach Österreich kamen, sind es nun Ukrainerinnen und Ukrainer, die wegen des Krieges in ihrem Heimatland flüchten. Die Hilfsbereitschaft, die den Vertriebenen gegenüber gebracht wird, ist dieses Mal besonders groß. 

Der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad hatte 2015 und 2016 die Flüchtlingskoordination in Österreich über. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" spricht er davon, dass man die Situationen von damals mit der heutigen nicht vergleichen könne. Die Bevölkerung wäre dieses Mal viel offener, als sie es noch vor sieben Jahren gegenüber Syrern, Afghanen und Irakern war. 

So würden sich dieses Mal viele Personen privat engagieren und auch Flüchtlinge bei sich zu Hause aufnehmen. Die Regierung würde die Menschen in ihrer Hilfsbereitschaft zudem bestärken – "2015 war es fast das Gegenteil“, meint Konrad. Er spricht davon, dass die Willkommenskultur dieses Mal länger andauern würde, auch jene der öffentlichen Hand.  

Ungleichbehandlung ist "inhuman"

Einer der Gründe für den Stimmungswandel ist laut Konrad mit Sicherheit die Religion der Flüchtenden. Der Islam spiele „offenbar eine große“ Rolle dabei, dass Flüchtlinge unterschiedlich gewertet würden. Der ehemalige Flüchtlingskoordinator bezeichnet das als "inhuman".

Mittlerweile seien die österreichischen und EU-Behörden auch besser auf den Zustrom vorbereitet. "Die Aufnahme der Ukrainer ist eine gemeinsame, europäische Aktion, das ist ein Riesen-Unterschied zu 2015. Unsere Behörden haben rascher reagiert. Wir hatten mehr Ressourcen in petto", so Konrad. 

Konrad rechnet mit Kurz ab 

Kein gutes Haar lässt Konrad jedoch am ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der einen harten Migrationskurs verfolgte und entschieden gegen Flüchtlingsaufnahmen auftrat. "Sebastian Kurz hat mit seiner Art der Politik alles mitgerissen, was da war. Da bleibt nicht viel, eigentlich gar nichts, außer eine schlechte Nachrede. Er war ein Weltmeister im Erkennen, was es am nächsten Tag zum Machterhalt braucht. Aber es fehlte das ernsthafte Interesse, das Land langfristig zu verändern", rechnet Konrad mit Kurz ab. 

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    Bildungsminister Polaschek besuchte ukrainische Flüchtlingskinder in der Volksschule und AHS Klosterneuburg.
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