Oberösterreich

Strom, Schule – darum braucht Familie monatlich 4.000 €

Wenn der Kinobesuch zu teuer wird: Viele Familien kommen nicht mehr über die Runden. Jetzt alarmiert die Schuldnerberatung mit drastischen Zahlen.

Johannes Rausch
"Die Hemmschwelle, zu uns zu gehen, ist gesunken": Thomas Berghuber von der Schuldnerberatung OÖ. (Symbolbild)
"Die Hemmschwelle, zu uns zu gehen, ist gesunken": Thomas Berghuber von der Schuldnerberatung OÖ. (Symbolbild)
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Wegen der hohen Lebenshaltungskosten ist jeder Fünfte im Bundesland laut Schuldnerberatung inzwischen armutsgefährdet. Wenn ein Beispiel klingt wie ein Weckruf:

Eine Familie mit zwei Kindern (7 und 14) muss wegen der Inflation 300 Euro mehr im Monat ausgeben. Für ihr Leben braucht sie mittlerweile tatsächlich mehr als 4.000 Euro. So der einschneidende neue Befund der Schuldnerberatung Oberösterreich.

Die höchsten Preissteigerungen gebe es beim Heizen, beim Strom und bei Nahrungsmitteln.

Die Schuldnerberatung nennt Zahlen: Die Heizkosten sind im Schnitt um 58 Prozent gestiegen. Für Strom und Nahrungsmittel müsse man 11 Prozent mehr hinlegen. Die Kosten für Freizeitvergnügen haben sich um 7 Prozent erhöht.

"Geht an die Substanz"

Da es nicht möglich ist, hier zu sparen, verzichten viele Menschen auf andere Dinge: Als Folge wird der Besuch im Kino, Kaffeehaus oder Theater gestrichen.

"Für viele Menschen geht es an die Substanz", sagt Thomas Berghuber, Geschäftsführer der Schuldnerberatung OÖ im Gespräch mit "Heute". Was bedeutet das, wenn man sich gewöhnliche Freizeitaktivitäten aus finanziellen Gründen nicht mehr gönnen kann? "Mittelfristig hat das schlimme Folgen für die Gesellschaft", erklärt Berghuber.

Kinder und Pensionisten betroffen

"Wenn sich die Eltern nicht mehr die Schultasche, das Handy oder den Schulausflug für das Kind leisten können, fällt es aus der sozialen Gruppe heraus." Es herrsche ein "starker Konsumdruck": "Wir leben in einer Konsumgesellschaft", betont Berghuber.

Wird das Leben zu kostspielig, sind nicht nur die Jüngsten betroffen: "Wenn sich Pensionisten einen gemeinsamen Ausflug nicht mehr leisten können, gehen sie nicht mehr zum Stammtisch und vereinsamen", so Berghuber.

Gerade in einer wirtschaftlich angespannten Lage seien soziale Kontakte sehr wichtig. Fallen diese weg, könne das bei den Betroffenen zu mehr Krankheiten führen.

Es gehe nicht nur um die soziale, sondern auch um die gesundheitliche Teilnahme an der Gesellschaft: So könnten sich Betroffene eine "vernünftige Ernährung" nicht mehr leisten. In letzter Zeit beobachtet Berghuber – der seit 1989 bei der Schuldnerberatung arbeitet – einen auffälligen Trend: "Die Hemmschwelle, zu uns zu gehen, ist gesunken."

Volkshilfe will Kindergrundsicherung

Kürzlich startete die Volkshilfe die 353.000-Meter-Radtour durch Österreich, um auf 353.000 von Armut betroffene kleine Österreicher aufmerksam zu machen.

Stellt man sich die Strecke von Wien nach Klagenfurt vor, würde jeden Meter ein armutsbetroffenes Kind stehen. Die Organisation fordert vor allem eine Kindergrundsicherung.

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