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In diesem Dorf ist Sterben verboten

In einem der nördlichsten Dörfer der Welt ist das Tragen einer Waffe Pflicht, Sterben dagegen verboten.

Heute Redaktion
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Im Longyear-Tal auf der Inselgruppe Spitzbergen (norwegisch: Svalbard), die zu Norwegen gehört, liegt eine der nördlichsten Ortschaften der Welt: Longyearbyen. Das hört sich ein bisschen an wie die Ausgangslage eines skandinavischen Krimis, ist hier aber Realität.

Waffenpflicht und Sterbeverbot

In dem kleinen Dorf mit den bunten Häuschen gibt es alles, was die Bewohner zum Überleben brauchen. Aber etwas Wichtiges fehlt: ein Friedhof. Und da niemand sterben darf und es keinen Platz für die Toten gibt, muss jeder der ungefähr 2000 Bewohner von Longyearbyen eine Waffe tragen – falls er auf einen der Eisbären in der Gegend trifft.

Das Sterbeverbot im Dorf, in dem hauptsächlich Wissenschaftler und Mineure leben, trat vor fast 70 Jahren in Kraft – aus Angst vor einer Pandemie. 1950 entdeckten lokale Wissenschaftler, dass die Leichen auf dem Friedhof des Dorfes nicht nur nicht verwesen, sondern durch die Witterungsbedingungen auch wieder an die Oberfläche gebracht werden.

Eingefrorenes Killervirus

Die Temperaturen in Longyearbyen erreichen regelmäßig -26 Grad – tief genug, um nicht nur die Leiche zu konservieren, sondern auch alle allfälligen Viren, die der Tote vor seinem Ableben eingesammelt hatte. Die Wissenschaftler fürchteten sich vor allem vor einem Ausbruch der Spanischen Grippe, die zwischen 1918 und 1920 bis zu 100 Millionen Menschen das Leben kostete.

Aus Angst vor einem weiteren Ausbruch und der erneuten Verbreitung des gefährlichen A/H1N1-Virus wurden Bestattungen sofort verboten. Bewohner werden kurz vor oder sofort nach ihrem Tod nach Oslo geflogen.

Eine Ausnahme

Es gibt allerdings eine Möglichkeit, dieses Gesetz zu umgehen. Bewohner, die unbedingt auch nach ihrem Tod in Longyearbyen bleiben möchten, können sich kremieren lassen. Und auch wenn sie in Longyearbyen nicht sterben dürfen: Leben, wohnen und arbeiten können sie in dem kleinen Dorf ohne Einschränkungen. Die Inselgruppe Spitzbergen ist der einzige Ort der Welt, für dessen Besuch niemand ein Visum benötigt. (red)