Coronavirus

Impfskeptiker veröffentlichen unzensierte Patientenakte

Auf Telegram teilen Impfskeptiker Fotos einer Patientenakte aus einem Berner Spital. Darauf ersichtlich: Namen, Daten und Details von Patienten.

20 Minuten
Teilen
Auch ein Bild mit den detaillierten Notizen der Ärzte- und Pflegerschaft über den Krankheitsverlauf der Frau wurde geteilt.
Auch ein Bild mit den detaillierten Notizen der Ärzte- und Pflegerschaft über den Krankheitsverlauf der Frau wurde geteilt.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

In einer Telegram-Gruppe, in der mögliche Impfschäden nach der Covid-Impfung diskutiert werden, kursierte am Dienstagabend ein Foto. Darauf zu sehen: Die Patientenakte einer Frau, die ins Berner Spital Riggisberg eingewiesen wurde. Auf der Patientenakte sind der Name der Patientin, ihr Alter, ihr Beruf, ihre Wünsche für die weitere Behandlung und die Kontaktdaten ihres Mannes erkennbar.

Zudem sind auf dem Foto auch Namen und Geburtsdaten anderer Patienten auf der gleichen Pflegestation ersichtlich. Ein Bild mit den detaillierten Notizen der Ärzte- und Pflegerschaft über den Krankheitsverlauf der Frau postete der Telegram-Benutzer ebenfalls in die Gruppe.

Grund für den Beitrag: Die Frau habe kurz nach ihrer ersten Covid-Impfung Anfang September ärztliche Betreuung im Spital benötigt. Für die Person, die das Bild gemacht und geteilt hat, gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der Impfung und der Spitalseinlieferung. Das Bild der geheimen Patientenakte wurde inzwischen wieder aus dem Chat gelöscht – wie viele der rund 29.000 Mitglieder der Gruppe die Akte einsehen konnten, ist unklar.

Ehemann: Gibt keine Hinweise auf Zusammenhang mit Impfung"

Leserin S.H. stieß in der Gruppe auf das Bild der Patientenakte: "Ich bin auf Telegram gelandet, weil ich auf Facebook einem Link zu Impfschäden gefolgt bin.". Für sie ist klar: "Das geht einfach zu weit, das greift ins Persönlichkeitsrecht ein." H: "Wären meine Daten betroffen gewesen, wäre ich auf 180."

Obwohl der Betreiber des Chats im Kanal Pflegepersonal und die Ärzteschaft aktiv zum Teilen von Bildern und Dokumenten auffordert, sei das Bild kurze Zeit nach der Veröffentlichung wieder verschwunden. Der Verfasser des Eintrags auf Telegram habe wohl realisiert, dass er sich strafbar gemacht habe, spekuliert S.H.

Als "20 Minuten" – mehrere Stunden nachdem das Spital mit den veröffentlichten Daten konfrontiert wurde – Kontakt mit dem Ehemann der Patientin aufnimmt, reagiert dieser entsetzt: "Ich bin schon sehr überrascht, dass solche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen." Auch seine Ehefrau sei komplett schockiert gewesen. Dass die Spitaleinweisung seiner Frau mit der Impfung in Verbindung stehe, sei nicht erwiesen: "Es gibt keine Beweise für einen Zusammenhang." Wie das Ehepaar in diesem Fall weiter vorgehen werde, sei noch nicht beschlossen.

Spital leitet interne Untersuchung ein

"Grundsätzlich ist das Veröffentlichen von Patientendaten ein strafbarer Tatbestand und eine Verletzung des Berufsgeheimnisses, dem sich die Mitarbeitenden verpflichtet haben", sagt Petra Ming von der Berner Insel Gruppe, zu der das Spital Riggisberg gehört. Ming bestätigt, dass das Foto einen Ausschnitt des elektronischen Patientendossiers der Insel Gruppe zeige.

Der zuvor unbekannte Fall werde nun intern abgeklärt, eine Compliance-Untersuchung sei eingeleitet worden. "Die Zugriffe auf die Patientendaten werden geloggt", so Ming. Sollte es sich bei der Person, die das Foto gemacht hat, um eine Angestellte oder einen Angestellten der Insel Gruppe handeln, so würde dies personalrechtliche Sanktionen sowie eine Strafanzeige nach sich ziehen.

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf