Coronavirus

Impfgegner stürmen während Geburt in Kreißsaal

Während der Geburt eines Kindes kam es zu einem kuriosen Polizeieinsatz. Die Spitalsleitung wehrt sich gegen die Vorwürfe der Familie.

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Die Szenen spielten sich im Kantonsspital in Frauenfeld (Schweiz) ab (Symbolfoto)
Die Szenen spielten sich im Kantonsspital in Frauenfeld (Schweiz) ab (Symbolfoto)
Florian Peljak / SZ-Photo / picturedesk.com

Anfang September brachte eine Frau in einem Schweizer Spital ihr Kind zur Welt. Ein paar Tage danach erheben der Vater und der Bruder der Mutter im Youtube-Kanal von Corona-Maßnahmenskeptiker Daniel Stricker schwere Vorwürfe gegen das Spital, wie der "Blick" berichtet.

Angebliche Behandlungsverweigerung wegen fehlendem PCR-Test

Der ungeimpften Frau sei über längere Zeit die Behandlung verweigert worden, weil sie keinen PCR-Test machen wollte. Um sie zum Einlenken zu bringen, habe man ihr während einer halben Stunde gar eine schmerzstillende Spritze vorenthalten, zitiert die Zeitung die beiden. Beim Gebären habe sie eine Maske tragen müssen, obwohl sie ein Attest hatte, sagte ihr Bruder. "Wohl stressbedingt" sei das Kind dann per Notkaiserschnitt zur Welt gebracht worden, meinte der Vater im Youtube-Video.

Spitalleitung widerspricht

Die Spitalleitung widerspricht vehement: "Die Anschuldigungen sind frei erfunden und verzerren die Vorgänge", sagte Marc Kohler, CEO des Spitals Thurgau AG, zu "Blick". Die Frau sei gleich wie alle anderen Patientinnen und Patienten behandelt worden, sie habe auch keine Maske tragen müssen.

"Der Ablauf wurde allerdings von den beteiligten Angehörigen erheblich gestört, die die Vorschriften massiv missachteten und die medizinische Arbeit behinderten, sodass unser Personal die Polizei rufen musste", sagte Kohler

"Das Spital hat nie und wird nie die Gesundheit einer Patientin oder eines Patienten gefährden, nur um des Covid-Testes willen"

In einem Artikel in der "Frauenfelder Woche" in der Ausgabe vom 15. September doppelt die Leitung des Kantonsspitals Frauenfeld nach und verteidigt sich gegen die Vorwürfe der Familie. In einer ausführlichen Stellungnahme erklären die drei Spitaldirektoren Dr. Stefan Duewell, Doris Rathgeb und Norbert Vetterli ihre Sicht der Dinge. Zwar könnten sie sich nicht zu Detailinhalten einzelner Patienten äußern, doch sie erklären, dass die neu eingeführte Zertifikatspflicht in den Spitälern des Kantons nicht auf ambulant eingewiesene Patienten zutreffe.

Bruder der Mutter beleidigt Angestellte verbal

Die Reaktion der Eltern erklären sich die Spitaldirektoren durch die angespannte gesellschaftliche Lage zurzeit. "Die Nerven liegen blank und die Stimmung ist sehr gereizt." Als Verantwortliche müssten sie auch den Schutz der eigenen Angestellten sicherstellen. "Unsere Mitarbeitenden leisten auch in der mittlerweile vierten Welle der Covid-Pandemie Außerordentliches, um die Gesundheitsversorgung der Thurgauer Bevölkerung sicherzustellen." Mit Blick auf die geltenden Corona-Maßnahmen schreiben die drei: "Wir alle wären froh, wenn diese irgendwann einmal nicht mehr nötig sind." Man stehe für weitere Fragen jederzeit zur Verfügung.

Die Kantonspolizei Thurgau bestätige gegenüber der Zeitung den Einsatz. Eine Person im Eingangsbereich des Spitals habe randaliert. Es sei dort mit dem Bruder der werdenden Mutter und seiner Mutter zu "Diskussionen" gekommen. Der Mann sei dann gegenüber dem Personal "verbal ausfällig" geworden. Die zwei hätten sich darauf Zugang zum Spital und Kreißsaal verschafft. Danach hätten laut "Blick" die ausgerückten Einsatzkräfte die Situation beruhigen können.

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com