Skandal in Leobersdorf
Immo-Deal auf NS-Gelände - nun tobt Streit um Ortschef
Leobersdorfs Bürgermeister soll mit dem Verkauf ehemaliger KZ-Gründe Millionen verdient haben. SPÖ will das Gelände zu einer Gedenkstätte machen.
Ihrem Bericht Zufolge soll sich der Bürgermeister Andreas Ramharter (Liste Zukunft Leobersdorf) durch Klauseln in den Kaufverträgen Millionen verdient haben. Die Grundstücke selbst brachten der Firma, die ihm und seinen Söhnen gehört, 15 Millionen Euro ein und die Umwidmungen zusätzliche 1,3 Millionen.
Gewerbepark auf KZ-Gelände
Für Aufregung sorgen aber nicht nur die Millionen, die der Bürgermeister mit den Grundstücken gemacht haben soll. Die Geschichte des Areals, der Winnetou-Wiese ist für viele Menschen Grund, das Areal zu schützen.
Denn dort, wo nun große Gewerbehallen entstehen sollen, befand sich in der Zeit des Zweiten Weltkriegs das zweitgrößte Frauen-Konzentrationslager Österreichs. Auch bekannt als "KZ Hirtenberg" wurden hier Kriegsgefangene – über 400 Frauen aus Polen, Italien und der Sowjetunion – an die NS-Rüstungsindustrie "verborgt".
Die Frauen - die Jüngsten sollen erst 16 Jahre alt gewesen sein – mussten ausgehungert in unbeheizten Baracken frieren, nachdem sie in Viehwagons von Auschwitz hierher nach Leobersdorf gebracht wurden. "In der Nachbargemeinde Hirtenberg fertigten die Häftlinge unter Stockschlägen Zündkappen in der wichtigsten Patronenfabrik der Nazis – den Gustloff-Werken Hirtenberg", schreiben Michael Ortner und Matthias Winterer von der WZ.
Kein Denkmalschutz
Dass die Betreffenden Grundstücke einfach umgewidmet und verbaut werden können, liege vor allem daran, dass das Bundesdenkmalamt das Areal trotz archäologischer Funde nicht unter Denkmalschutz stellt. Die vorhandenen Reste wie Betonfundamente, Mauern oder Säulen des Eingangstores seinem im Vergleich zu anderen Erinnerungsorten nicht ausreichend, um die Winnetou-Wiese unter Denkmalschutz zu stellen.
Seit Jahren kämpfe aber der Lokalhistoriker Erich Strobl um eine Gedenkstätte auf dem Areal. Eine Stele aus 40 übereinandergestapelten Betonprismen mit den Namen aller Außenlager von Mauthausen wurde schließlich im April 2024 errichtet, jedoch nicht auf den ehemaligen KZ-Gründen, sondern in der 500 Meter entfernten Nachbargemeinde.
"Schwerer Schlag für historische Verantwortung"
Spätestens seit Bekanntwerden der Grundstücks-Deal gehen – nicht nur in Leobersdorf – die Wogen hoch. Der Bürgermeister und seine Firma ernten viel Kritik an dem Verkauf, den Umwidmungen und den Millionen, die die Männer dadurch "erwirtschafteten".
SPÖ-Gemeinderat Gerhard Tschakert und SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Elvira Schmidt zeigen sich empört über die jüngsten Enthüllungen: "Die Verflechtung des Bürgermeisters ist nicht nur hochgradig problematisch, sondern stellt auch eine gravierende Verfehlung der Verantwortlichen dar, die mit einem historisch bedeutenden Erinnerungsort Spekulationsgeschäfte treiben".
"Der Umwidmungsprozess und die anschließende Nutzung des Geländes als Gewerbepark sind nicht nur unethisch, sondern auch ein Schlag ins Gesicht der Opfer des Nationalsozialismus", betont Tschakert.
Es sei "unfassbar, dass sich Bürgermeister Ramharter trotz seiner klaren Befangenheit nicht der Abstimmung zu diesem umstrittenen Grundstücksdeal im Gemeinderat enthielt", verdeutlichen die roten Politiker und fordern, dass das Areal als Gedenkstätte anerkannt und für künftige Generationen als Ort der Erinnerungen bewahrt wird.
Auf den Punkt gebracht
- Der Verkauf und die Umwidmung von Grundstücken auf dem Gelände des ehemaligen KZ Hirtenberg in Leobersdorf sorgen für Empörung, da Bürgermeister Andreas Ramharter und seine Familie durch die Deals Millionen verdient haben sollen
- Die SPÖ fordert, dass das Areal als Gedenkstätte anerkannt wird, um die historische Verantwortung zu wahren und Spekulationsgeschäfte mit dem Erinnerungsort zu verhindern