Marfan-Syndrom
"Ich flehte die Ärzte an, mein Auge zu entfernen"
Michelle Timms ist eigentlich blind. Dann werden ihr neue Linsen implantiert, mit denen sie wieder sehen kann – bis auch das nicht mehr geht.
Die 33-jährige Michelle Timms aus Ontario (Kanada) galt 17 Jahre lang als blind, denn sie hat das Marfan-Syndrom, eine seltene genetische Erkrankung, die sich auf das Bindegewebe des Körpers auswirkt und vor allem Herz, Lunge, Augen, Blutgefäße und Skelett. Im Oktober und November 2012 unterzog sie sich einer "wundersamen" Linsenimplantationen, die ihr das Augenlicht zurückgaben.
Leider löste sich sieben Jahre später die neue Linse in ihrem Auge und die Künstlerin musste einen qualvollen Kampf austragen. "Ich hatte große Angst, meine Sehkraft komplett zu verlieren", sagte sie gegenüber Need To Know.
Das Marfan-Syndrom ist eine seltene erbliche Erkrankung, die das Bindegewebe betrifft – vor allem Herz, Lunge, Augen, Blutgefäße und Skelett. Manche Betroffene zeigen körperbauliche Auffälligkeiten, muss aber nicht sein. 75 Prozent der Fälle sind familiär, die restlichen 25 Prozent der Fälle sind sporadisch.
"Als würde man mir ein Messer in den Augapfel rammen"
Ständige starke Schmerzen in ihrem linken Auge plagten die junge Frau. "Die Schmerzen waren schlimmer als alles andere, was ich je erlebt hatte. Bei jeder Art von Körper- oder Augenbewegung pochten sowohl mein Auge als auch mein Kopf. Mein Auge tränte ununterbrochen und manchmal fühlte es sich so an, als würde man mir ein Messer in den Augapfel rammen." Michelle musste jede Nacht mit einer Plastik-Augenklappe schlafen, da die Gefahr bestand, dass ihr Auge riss. Außerdem begann sie, ständig doppelt zu sehen, was ihren Schwindel und ihre Migräne verschlimmerte und das tägliche Leben zu einer Herausforderung machte.
Am seidenen Faden
Obwohl die Ärzte zunächst zögerten, ihr Auge zu entfernen, war es für Michelle die einzige verbleibende Option. "Ich flehte die Ärzte an, mir mein Auge herauszunehmen." Nach dem Eingriff fühlte sich Michelle erleichtert. "Als ich aufwachte, waren mein Gesicht und mein Kopf taub, aber ich fühlte mich, als wäre mir eine große Last abgenommen worden. Ich hatte keine stechenden Schmerzen oder pochende Kopfschmerzen mehr." Dass die Entfernung die richtige Entscheidung war, bestätigte auch der postoperative Bericht. Laut dem Chirurgen hing die äußere Schicht von Michelles Auge nur noch am seidenen Faden hing und hätte jederzeit reißen können.
Außergewöhnliche Augenprothesen
Ihr rechtes Auge wird zwar regelmäßig kontrolliert, könnte aber auch dem Marfan-Syndrom zum Opfer fallen. Aber Michelle konzentriert sich auf das Hier und Jetzt. Um das Bewusstsein für ihre Krankheit zu schärfen und den Menschen zu zeigen, wie sie mit dem Verlust eines wichtigen Körperteils umgehen können, teilt Michelle nun ihre Geschichte. Heute kann sie so leben, wie sie es möchte. "Im Moment bin ich einfach nur froh, dass ich diese Schmerzen los bin und mein Leben weiterführen kann, anstatt zu Hause im Dunkeln zu sitzen." Um den Verlust ihres Auges zu verarbeiten, experimentiert Michelle mit außergewöhnlichen Augenprothesen – unter anderem mit Regenbogen-, Glühbirnen- und Galaxie-Designs und teilt dies auf ihrem Instagram-Account.