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"Ich bin hier, weil Donald Trump mich vergewaltigt hat"
Anklägerin E. Jean Carroll hat Trump auf Schmerzensgeld in nicht genannter Höhe verklagt. Der Prozess könnte zwischen fünf und zehn Tage dauern.
Die US-Journalistin und Autorin E. Jean Carroll hat bei einem Zivilprozess in New York ihren Vorwurf der Vergewaltigung gegen den ehemaligen US-Präsident bekräftigt. "Ich bin hier, weil Donald Trump mich vergewaltigt hat", sagte die 79-Jährige am Mittwoch vor einem Bundesgericht in Manhattan. Carroll schilderte vor den Geschworenen, wie sie Trump Mitte der 1990er-Jahre im New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman getroffen habe.
Der Immobilienmogul habe sie spielerisch um Tipps für den Kauf von Damenunterwäsche als Geschenk gebeten, führte die langjährige Kolumnistin für das Magazin "Elle" und frühere Fernsehmoderatorin aus. In einer Umkleidekabine habe er sie dann aber an eine Wand gedrückt. "Sein ganzes Gewicht gegen meine Brust", sagte Carroll. "Er hat meine Strumpfhose heruntergezogen. Ich habe ihn weggeschoben." Trump habe sie dann aber vergewaltigt.
Auf die Frage, warum sie mehr als 20 Jahre gewartet habe, um mit den Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Carroll: "Ich hatte Angst vor Donald Trump. Ich habe mich geschämt. Ich dachte, es wäre meine Schuld." Carroll hatte den Vergewaltigungsvorwurf erstmals 2019 öffentlich gemacht, als Trump US-Präsident war. Der Republikaner bezichtigte sie daraufhin der Lüge und erklärte, sie sei nicht sein "Typ".
"Ich bin hier, um mein Leben zurückzubekommen"
"Er hat gelogen und meinen Ruf zerstört", sagte Carroll nun vor Gericht. "Ich bin hier, um mein Leben zurückzubekommen." Sie wisse zwar, dass anderen Menschen Schlimmeres widerfahren sei. Sie habe aber nach dem Vorfall nie wieder ein Liebesleben führen können.
Carroll hat Trump auf Schmerzensgeld in nicht genannter Höhe verklagt. Der am Dienstag gestartete Zivilprozess könnte nach Angaben von Richter Lewis Kaplan zwischen fünf und zehn Tagen dauern. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Trump persönlich erscheinen wird. Dazu verpflichtet ist er nicht. Der Ex-Präsident war bereits im Oktober von Carrolls Anwältin unter Eid befragt worden.
Carroll hatte Trump zunächst wegen Verleumdung verklagt. Im vergangenen November reichte sie eine zusätzliche Klage wegen der mutmasslichen Vergewaltigung selbst ein. Möglich wurde dies durch ein neues Gesetz im Bundesstaat New York, das mutmasslichen Vergewaltigungsopfern unabhängig von Verjährungsfristen erlaubt, mutmassliche Täter auf Schadenersatz zu verklagen.
Von zahlreichen Frauen beschuldigt
Trump ist im Verlauf der Jahrzehnte von zahlreichen Frauen des sexuellen Fehlverhaltens bis hin zur Vergewaltigung beschuldigt worden. Der Republikaner, der bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten will, hat solche Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Erst vor knapp einem Monat war Trump wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vor der Präsidentschaftswahl 2016 als erster Ex-US-Präsident der Geschichte angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft von Manhattan wirft dem 76-Jährigen eine Fälschung von Geschäftsunterlagen in 34 Fällen vor.