Wirtschaft
"Ich befürchte": AMS-Boss hat düstere Prognose für 2023
Die Arbeitslosenzahlen in Österreich sind auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau. Doch das könnte sich schon bald ändern.
Trotz Rekord-Inflation trotzt der österreichische Arbeitsmarkt der Krise – vorerst. Ende Oktober waren so wenige Menschen arbeitslos wie seit 14 Jahren nicht mehr. Dennoch steht der Arbeitsmarkt vor Herausforderungen. Aus diesem Grund war AMS-Boss Johannes Kopf auch Gast in der ZIB2 im ORF.
Thema bei Martin Thür war nicht nur die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt sondern auch jene der Vertriebenen aus der Ukraine. Denn von den rund 90.000 Ukrainern im Land gehen nur rund 7.000 einer Beschäftigung nach, weitere 8.000 sind beim AMS arbeitslos gemeldet oder in Schulungen. Kopf rechnet vor: Rund die Hälfte der 90.000 Ukrainer seien Kinder, hinzu kommen Schwangere, Ältere und traumatisierte Personen. Aber selbst wenn man das abzieht, vermutet Kopf um die 40.000 Ukrainer, die – theoretisch – einer Beschäftigung nachgehen könnten.
Kopf will mehr Geld für Ukrainer
Das mache ihm Sorgen, erklärte Kopf. Er appellierte an die Ukrainer in Österreich auch einen Plan B zur raschen Rückkehr ins Heimatland zu haben. Denn ein Teil der Vertriebenen werde hier bleiben. Zudem komme auch schon jetzt der Ruf aus der Ukraine, in Sicherheit zu bleiben – jedenfalls über den Winter.
Kopf plädiert dafür, die Ukrainer aus der Grundversorgung rauszunehmen und ihnen Sozialhilfe und Mindestsicherung zuteil werden zu lassen. Das würde einerseits mehr Geld für die Betroffenen bedeuten und andererseits die Verpflichtung einschließen, mit dem AMS zusammenarbeiten zu müssen.
Steigende Zahlen schon Anfang 2023
Den heimischen Arbeitsmarkt analysierend erklärte Kopf, dass die Arbeitslosenquote aktuell den niedrigsten Monatswert seit 17 Jahren aufweise. Allerdings dürfte sich das schon bald ändern. Zwar dürfte die Arbeitslosigkeit zu Jahresende stabil niedrig bleiben – vor allem im Vergleich zum Vorjahresende (Stichwort: Lockdown) – doch schon für 2023 sieht die Prognose etwas schlechter aus.
Denn Kopf vermutet, dass die Zahlen bereits im ersten Quartal wieder steigen dürften. Seine Begründung: Das erste Quartal 2022 sei ein "sehr gutes" gewesen. Er "befürchte", dass er 2023 dann wieder steigende Zahlen in der Arbeitslosenquote bekanntgeben müsse. Ebenfalls negativ: Speziell im Bereich der qualifizierten Arbeitskräfte geht er von einem Mangel aus, der in den kommenden Jahren anhalten dürfte.
Dürfte er nur eine einzige Maßnahme nennen, dann würde Kopf für kostenlose oder jedenfalls leistbare Ganztages-Kinderbetreuung setzen. Denn: Viele Frauen wären bereit, mehr Stunden zu arbeiten, wenn die Kinder versorgt seien.