Niederösterreich
"Ibiza-Detektiv" wegen Drogenhandels vor Gericht
Der Drahtzieher des "Ibiza-Videos" musste heute in St. Pölten erneut vor Gericht. Er soll über einen Kilo Kokain weitergegeben haben.
Fortsetzung am heutigen Mittwoch im Drogenprozess gegen Julian H. (40), dem Drahtzieher des "Ibiza-Videos": Heute sprach zunächst die Belastungszeugin (die Geliebte des mutmaßlichen Dealers). Die Frau weinte sehr viel, brauchte einen Dolmetscher, sprach teils Deutsch, dann wieder Slowakisch. Sie könne sich nicht mehr an viel erinnern, auch nicht an die genauen Drogenmengen. Sie wurde in Abwesenheit des Angeklagten befragt. Denn sie habe immer noch solche Angst vor Julian H., denn angeblich hätte dieser sie einst mit einer Pistole bedroht. Bei der Polizei hatte sie sogar behauptet Julian H. hätte abgedrückt, aber die Waffe war nicht geladen.
Heute sprach sie zunächst von zwei Drogenübergaben, auf Nachfrage des Richters dann von drei Übergaben. Laut Richter lieferte die Zeugin nur Fragmente und wirkte sehr konfus. Zudem würden sich ihre Angaben nicht mit den Aussagen des anderen Belastungszeugen decken.
Ex entlastete Julian H.
Die Ex-Partnerin des Angeklagten entlastete Julian H. jedoch eindeutig: Man habe versucht Julian H.s Ruf völlig zu ruinieren, unter anderem mit einem Onlineartikel. Ein bekannter Lobbyist hätte seine Finger im Spiel gehabt und auch versucht sie zu beeinflußen und zu kaufen.
Kurz nochmals die Vorgeschichte: Julian H. und ein Belastungszeuge, ein Serbe, sollen vor Jahren gemeinsam in einem Security-Unternehmen gearbeitet haben. Der Serbe und dessen Ex-Lebensgefährtin, sollen eine gewisse Vorliebe fürs weiße Pulver gehabt haben. Unter anderem soll Julian H. dem Serben auch 10.000 Euro geschuldet und mit Kokain "bezahlt" haben. Der serbische Bekannte und Ex-Arbeitskollege soll mit seiner damaligen Geliebten Kokain auch häufig konsumiert haben.
Koks im Staubsauger
Und exakt diese Ex-Pärchen belasteten Julian H. schwer. Vor Gericht weinte die Slowenin bereits beim Prozess im September viel, hielt aber an den Vorwürfen fest: "Ich habe solche Angst, dass mir was passiert. Ich habe mit dem Angeklagten schon in dessen Büro Kokain gepresst." Bei einer Hausdurchsuchung waren übrigens auch 130 Gramm Kokain in ihrem Staubsauger gefunden worden.
Der serbische Ex-Freund, der zweite Belastungszeuge hatte Julian H. anfangs nicht belastet, erst als Julian H. in U-Haft war: "Ich wollte ihn anfangs nicht beschuldigen, denn zwei Typen kamen bei meiner Mutter vorbei und drohten", erklärte der Zeuge. Eben erst als Julian H. in U-Haft war, packte der Serbe schließlich aus. "Ich hatte Angst um meine Mutter", rechtfertigte sich der Mann.
Das sagen Anwälte
Julian H.s Anwälte bestritten die Vorwürfe, holten zum Gegenschlag aus: "Ich schäme mich als österreichischer Rechtsanwalt und als Teil des österreichischen Justizsystems, ein derartiges Verfahren erleben zu dürfen oder zu müssen",, so etwa Wolfgang Auer. Auch der zweite Verteidiger, Oliver Scherbaum, sprach von konstruierten und noch dazu schlecht konstruierten Vorwürfen. "Dagegen ist jede Netflix-Serie eine Sendung mit der Maus", so Scherbaum.
Einzig zum Fahren mit einem gefälschtem Führerschein zeigte sich Julian H. geständig. "Diese Dokumente sind falsch und das ist meine Verantwortung", so Julian H.
So geht es weiter
Der "Lobbyist" wurde heute nur kurz einvernommen, bezeichnete sich selbst als selbstständiger Journalist. Er meinte, es wäre ihm nie um Julian H. gegangen, sondern um die Hintermänner. "Ich habe Zuckerl geworfen, aber keinen Druck ausgeübt."
Der Prozess wurde vertagt - der Journalist wird nochmals einvernommen, die Belastungszeugin muss auch nochmals von den Verteidigern befragt werden. Es wurde vertagt - Ende November soll es weitergehen, es sollen noch mindestens zwei Verhandlungstage folgen.