Tiere

Hunde und Wölfe können Wärme riechen

Sensation! Etwas "völlig Neues" haben Forscher nun über die Nase von Hunden und Wölfen herausgefunden. Kurt Kotrschal erklärt.

Heute Redaktion
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(Wöchentliche Kolumne von Kurt Kotrschal– Wolfsexperte, Verhaltensforscher und Biologe.)

Soll noch jemand behaupten, im 21. Jahrhundert gäbe es nichts Aufregendes mehr zu entdecken!

Es kommt nicht oft vor, dass man an Tieren mit denen wir schon immer zusammenleben, etwas völlig neues entdeckt. Darum ist es absolut sensationell, dass nun die Arbeitsgruppe von Ronald Kröger an der Uni im schwedischen Lund gemeinsam mit Kollegen der ungarischen Eötvös Uni etwas völlig Neues zur feuchten Nase der Hunde herausfanden, was natürlich auch für Wölfe gilt: Sie ist ein sehr empfindliches Sinnesorgan für Wärmestrahlung (Scientific Reports 2020 doi.org/10.1038/s41598-020-60439-y).

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Hundenase ähnlich aufgebaut wie Grubenorgane mancher Schlangen

So konnten Hunde mittels der Oberfläche ihrer Nase zwei Objekte mit je 10 Zentimeter Durchmesser voneinander unterscheiden, die in ihrer Temperatur um maximal 13°C verschieden waren; und das auf eine Entfernung von mindestens eineinhalb Metern! Dann hat man den Hunden in Budapest auch ganz sanft, mittels fMRI ins Gehirn geschaut, eine Methode, welche die Aktivität des Gehirns abbildet. Dabei zeigte sich, dass auf einen Wärmereiz vor der Nase den entsprechende Bereich des Hirnrinde aktiv werden lässt.

Bereits vor Jahren vermutete der Ronald Kröger, dass die Nasenoberflächen bei vielen Säugetieren, vor allem aber bei Wölfen und Hunden, feucht sind, um sie zu kühlen; damit würden sie für Wärmestrahlung aus der Umwelt empfindlich. Er untersuchte die Nasenhaut verstorbener Hunde und fand hohe Dichten von wärmeempfindlichen Nerven. Er sah, dass die Hundenasen anatomisch ganz ähnlich gebaut sind wie die hoch-wärmeempfindlichen Grubenorgane mancher Schlangen.

Wird neue Erkenntnis Arbeit mit Hunden zukünftig verändern?

Nun ist der Nachweis gelungen und die Sensation perfekt: Hunde und sicherlich auch Wölfe erkennen das Kaninchen im Gebüsch auf wenige Meter Distanz auch dann, wenn ihnen der Wind keine Witterung zuträgt. Allerdings haben sich die möglichen Beutetiere dagegen was einfallen lassen; die meisten sind dicht behaart oder befiedert, was ihren Wärmeverlust stark herabsetzt und es auch klugen Beutegreifern wie Wölfen oder Hunden schwerer macht, sie im Dunkeln oder im dichten Gebüsch zu orten.

Hundefreunde beobachten gelegentlich, dass Hunde bereits aus mehr als einem Meter Distanz abdrehen, wenn sie sich einer Schüssel nähern, deren Inhalt noch zu warm ist. Jetzt wissen sie warum!

Noch ist nicht abzuschätzen, was diese aufregende Nachricht aus der Wissenschaft für das Leben und die Arbeit mit Hunden bedeutet. Vielleicht etwa apportieren Hunde körperwarme Gegenstände lieber als kalte?

Und vielleicht können Hunde mit ihrer Nase auf Distanz auch Fieber bei ihren Menschen erkennen?

Jedenfalls eröffnen diese aufregenden Ergebnisse wieder einen ganz neuen Blick auf den besten Freund des Menschen und seinen Vorfahren, den Wolf

+++ Der Wolfsblog von Kurt Kotrschal – jede Woche neu, nur hier bei "HeuteTierisch". +++