Niederösterreich

Hunde-Drama – Trainerin rät:"Bogen gehen, kein Starren"

Der Fall von "Elmo", der eine Joggerin totgebissen hat, heizt die Debatte um Listenhunde an. Trainer sind sich einig: An der Rasse liegt's nicht.

Isabella Nittner
Jacqueline Mattes ist Hundetrainerin in Wiener Neustadt und Halterin von Rottweiler "Djiego".
Jacqueline Mattes ist Hundetrainerin in Wiener Neustadt und Halterin von Rottweiler "Djiego".
ria putzker photography

Nach der tragischen Hunde-Attacke auf eine Joggerin im Mühlviertel, befindet sich Österreich in Schockstarre. Wie berichtet, wurde eine 60-Jährige in Naarn (Bezirk Perg, OÖ) beim Laufen von einem American Staffordshire Terrier angegriffen und getötet, der Hund namens "Elmo" auf Anweisung der Behörde in Folge eingeschläfert.

Die Besitzerin des Listenhundes – sie ist gemeinsam mit ihrer Ehefrau auch Züchterin – hatte laut Polizei noch versucht, den Amstaff zurückzuhalten, wurde dabei aber ebenfalls schwer verletzt und musste ins Spital gebracht werden. Gegen die Frau wird nun wegen grob fahrlässiger Tötung ermittelt, im Falle einer Anklage drohen ihr bis zu drei Jahre Haft.

Hitzige Debatten

Abseits der Tragödie wird nun das Thema "Listenhunde" – also Hunde-Rassen mit erhöhtem Gefährdungspotenzial – hitzig diskutiert. Konkret sind das laut Behörde in Niederösterreich (jedes Bundesland hat eine eigene Liste): Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, Dogo Argentino, Pitbull, Bandog, Rottweiler und Tosa Inu sowie Kreuzungen mit diesen Rassen. Für deren Haltung ist ein eigener Sachkundenachweis erforderlich, Besitzer müssen also speziell geschult sein.

Braucht man einen Sachkundenachweis für seinen Listenhund, kann man sich an Mattes wenden.
Braucht man einen Sachkundenachweis für seinen Listenhund, kann man sich an Mattes wenden.
ria putzker photography

Dennoch sind sich Tierschützer einig: Mit der Rasse an sich, hat das Gefährdungspotenzial eigentlich nichts zu tun. 

"Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass die sogenannten Listenhunde gefährlicher sind oder öfter zubeißen als andere Hunderassen."

"Was sind Listenhunde? Das sind bestimmte Hunderassen die WILLKÜRLICH auf einer Liste stehen. Von denen man ein erhöhtes Gefährdungspotenzial VERMUTET. Die Gefährlichkeit eines Hundes hängt nicht von einer Rasse ab. Es gibt keine gefährlichen Hunderassen, sondern nur gefährliche Hundeindividuen", sagt jetzt Hundetrainerin Jacqueline Mattes aus Wiener Neustadt.

Ob ein Hund gefährlich wird, hänge laut der Expertin von einigen Faktoren ab, darunter Zucht, Sozialisation, Genetik, Haltung des Hundes, Erfahrungen des Hundes, Erziehungspraktiken und der Umgang mit dem Hund. Außerdem noch der Stresspegel, der Gesundheitszustand und ob der Vierbeiner beispielsweise gerade Schmerzen hat.

"Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass die sogenannten Listenhunde gefährlicher sind oder öfter zubeißen als andere Hunderassen", so Mattes. Im Gegenteil: In der Biss-Statistik tummeln sich Schäferhund, Dobermann und zahlreiche Mischlinge auf den ersten Plätzen.

"Körpersprache lesen können"

Um die eigene Sicherheit zu erhöhen, rät die Niederösterreicherin, selbst Halterin eines Rottweilers namens "Djiego", sich mit der Körpersprache von Hunden auseinander zu setzen. "Wenn Menschen die Körpersprache von Hunden lesen können und wissen, wie Hunde lernen. Tierschutzkonformes Praxistraining mit dem Hund. Wenn Menschen ihre Hunde gut lesen können, Situationen richtig einschätzen können und richtig handeln, können wir für mehr Sicherheit im Alltag sorgen", ist sie überzeugt.

Auch Menschen ohne Hunde können mit dem eigenen Verhalten potenziell gefährlichen Situationen aus dem Weg gehen, sagt die Trainerin und rät: "Bogen gehen, nicht anstarren, den Hund nicht ohne Nachfragen anfassen, nicht locken, auf Abstand achten – insbesondere Radfahrer oder Jogger."

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