Ukraine

Wagner-Chef schießt gegen Kreml: "Hütte voller Sch****"

In der Schlacht um Bachmut melden die Wagner-Söldner am Mittwoch einen bedeutenden Sieg. Sie wollen bereits eine Hälfte der Stadt kontrollieren.

Roman Palman
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    Wagner-Chef <a data-li-document-ref="100255572" href="https://www.heute.at/g/-100255572">Jewgeni Prigoschin</a> in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einem Video, das ihn mit russischer Fahne auf dem Rathaus von Bachmut zeigen soll. Es wurde am 3. April 2023 veröffentlicht.
    Concord Press Service/Handout via REUTERS

    Seit Monaten ist die ukrainische Stadt Bachmut heftig umkämpft. Sie ist die am längsten andauernde Schlacht der einjährigen russischen Offensive in der Ukraine. Am Mittwoch meldete sich der ukrainische Präsident mit einer neuen Kampfansage zu Wort.

    Dabei sagte Selenski, dass die russischen Streitkräfte nach der Eroberung von Bachmut noch weiter gehen könnten. So befürchte Kiew, dass die Invasoren dann bis zu Kramatorsk und Slovianks und andere Städten vorrücken würden. "Das ist der Grund, warum unsere Männer dort stehen", so der ukrainische Präsident. "[Russland] braucht irgendeinen Erfolg – wenn auch nur einen kleinen – , indem es alles in Bachmut zerstören und jeden Bewohner hier tötet."

    "Bachmut fällt in den nächsten Tagen"

    Dabei sieht es für Selenskis Verteidigungsstreitkräfte alles anders als gut aus. Die Stadt ist von drei Seiten eingekesselt, die letzte Versorgungs- und potenzielle Fluchtroute befindet sich bereits in Reichweite der russischen Geschütze. "Wir können nicht ausschließen, dass Bachmut in den nächsten Tagen fällt", sagte auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch am Rande von Beratungen mit den EU-Verteidigungsministern in Stockholm.

    Bundesheer-Oberst Markus Reisner hatte in seinen jüngsten Analysen gewarnt, dass man einen Rückzug nicht aus politischer Motivation heraus verschlafen dürfe. Bilder von tausenden ukrainischen Kriegsgefangenen in Bachmut seien das Letzte, was Kiew brauche und würden in Moskau die Kriegspropaganda weiter befeuern. 

    Wagner "hat Hälfte von Bachmut erobert"

    Noch ist es aber noch nicht so weit. Meter um Meter rücken die aber Russen vor, auch wenn sie sich diesen Erfolg wie im Falle der Söldner-Gruppe Wagner mit riesigen Mengen Blut erkaufen. Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin meldete am Mittwochmorgen dabei, dass seine Einheiten den gesamten östlichen Teil der Stadt (siehe Karte unten) erobert hätten.

    Schlacht um Bachmut: Die rot markierten Bereiche sollen bereits unter russischer Kontrolle stehen. Stand: 8. März 2023
    Schlacht um Bachmut: Die rot markierten Bereiche sollen bereits unter russischer Kontrolle stehen. Stand: 8. März 2023
    Screenshot liveuamap.com

    "Wir haben den gesamten östlichen Teil von Bachmut eingenommen, alles, was östlich des Flusses Bachmutka liegt, der die Stadt in zwei Hälften teilt". Eine Videobotschaft des St. Petersburger scheint das zu bestätigen.

    Schreckensgrüße aus Bachmut

    Dabei posiert er in Begleitung von zwei Bodyguards vor dem Zweiter-Weltkriegs-Denkmal im Osten der Stadt, im Hintergrund ist Artilleriegrollen zu hören und auch der Lichtschein einer Explosion (siehe Screenshot unten) zu sehen.

    Jewgeni Prigoschin posiert am 8. März 2023 für eine Videobotschaft vor dem Zweiter-Weltkriegs-Denkmal im Osten der Stadt Bachmut.
    Jewgeni Prigoschin posiert am 8. März 2023 für eine Videobotschaft vor dem Zweiter-Weltkriegs-Denkmal im Osten der Stadt Bachmut.
    Telegram / Gruppe Wagner

    Auf dem Mahnmal, es handelt sich um einen alten T-34-Panzer der Roten Armee auf einem steinernen Podest, haben die Söldner ihre eigene Flagge gehisst. Der Ort der Aufnahme lässt sich dadurch eindeutig verifizieren.

    Jewgeni Prigoschin und seine Wagner-Söldner posieren am 8. März 2023 vor dem Zweiter-Weltkrieg-Denkmal im Osten der Stadt Bachmut.
    Jewgeni Prigoschin und seine Wagner-Söldner posieren am 8. März 2023 vor dem Zweiter-Weltkrieg-Denkmal im Osten der Stadt Bachmut.
    Telegram / Gruppe Wagner

    Gleichzeitig sorgte Prigoschin mit einer weiteren Aussage für Aufsehen. Auf eine Medienfrage zu seinem seit Wochen tobenden Streit mit dem russischen Verteidigungsministerium um ungenügende Munitionslieferungen, schoss der 61-Jährige gleich noch einmal scharf Richtung Kreml.

    Prigoschin über den Wert des Lebens

    Der Zeitdruck habe es nicht zugelassen, diese "schmutzige Wäsche" nicht in der Öffentlichkeit waschen, beteuert Prigoschin. Er, der (zehn)tausende Ex-Häftlinge skrupellos gegen ukrainische Verteidigungslinien um Bachmut anrennen ließ und damit in den Tod geschickt hat, nur um dort Schwachstellen aufzudecken, beginnt plötzlich, über den Wert des Lebens zu referieren. 

    "Wir sprechen über das Leben unserer Kämpfer. Es dauert Jahrzehnte, einen neuen Soldaten zu machen. Mit Menschenleben kann man nicht so spielen. Wir müssen den Müttern erklären, was mit ihren Kindern passiert ist", so der Söldner-Führer.

    "Hütte voller Scheiße"

    Daher sage das Sprichwort zwar zu Recht, dass schmutzige Wäsche nicht aus der Hütte nach draußen getragen werden sollte, "aber wenn du es nicht tust, dann wird die Hütte mit Scheiße vollquellen. Und viele weitere Generationen von Russen werden in dieser Hütte leben."

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