Wien

Wiener Hotel tätowiert Angestellte nach Festanstellung

Wer sechs Monate dabei ist, bekommt ein Piercing. Oder ein Tattoo. Gratis. Personalprobleme hat das Ruby Hotel seither nicht mehr.

Heute Redaktion
Romana arbeitet im Wiener Ruby Hotel. Das "Ave Maria"-Tattoo hat ihr der Arbeitgeber bezahlt.
Romana arbeitet im Wiener Ruby Hotel. Das "Ave Maria"-Tattoo hat ihr der Arbeitgeber bezahlt.
Helmut Graf

Erst hatten sie Personalprobleme. Dann hatten sie eine Idee. Die Ruby Hotel Gruppe ist auch in Wien mit drei Häusern, unter anderem in der Kaiserstraße 2-4 (Wien-Neubau), vertreten. Damit alles immer tip top ist, braucht es engagiertes und motiviertes Personal. Das ist rar, wie alle in der Gastro- und Hotelleriebranche wissen. Nun dachte man sich in der Personalabteilung etwas aus, dass die richtigen Leute anziehen sollte: kostenlose Tattoos und Piercings nach der Festanstellung.

Eigentlich wollte auch Romana nie in die Hotellerie. Aber das Konzept habe sie so überzeugt, dass es für sie klar gewesen sei, dass sie zu Ruby gehöre und die Brand 200 Prozent vertreten könne, so die gebürtige Niederösterreicherin, die seit acht Jahren in Wien lebt. Nun arbeitet sie bei Ruby als Group Account Managerin. Die Tattoo Kampagne findet sie "super". Und das Geschenk vom Arbeitgeber ist das "Ave Maria" auf ihrem Nacken.

Die Tattoo-Recruiting-Kampagne wurde vergangenes Jahr im Juni gestartet. "Da die Resonanz so groß war, haben wir die Kampagne jetzt sogar bis Ende Juni 2023 verlängert", so Uta Scheurer, Group VP People & Cultureder Ruby Hotel Gruppe im Gespräch mit "Heute". Wie kam es dazu? "Zum einen müssen Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels innovative Wege im Recruiting gehen, um neue MitarbeiterInnen anzuwerben, aber auch bestehende MitarbeiterInnen zu binden. Zum anderen benötigt auch gerade die jüngere Generation eine andere und individuellere Ansprache abseits der konventionellen Recruiting-Kanäle als das noch vor einigen Jahren der Fall."

Kein konservativer Arbeitgeber

Um aus der Masse herauszustechen und um zu zeigen, dass Ruby mehr als ein klassischer Arbeitgeber ist, habe man sich bei Ruby für die "aufmerksamkeitsstarke Kampagne" entschieden, die vor allem zeigen soll, "dass die Hotellerie auch weniger konservativ sein kann." Und um zu unterstreichen, dass Ruby für Diversity stehe und Menschen suche, die sich nicht verstecken, sondern ihre Persönlichkeit ausleben wollen, so Scheurer.

Dass sich der Schritt gelohnt hat, zeigen die Zahlen: "Wir konnten seit dem Start der Kampagne einen Zuwachs an Bewerbungen von 25 Prozent verzeichnen." Dies zeige, dass man mit der Kampagne den Puls der Zeit getroffen habe.

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    Ave Maria Tattoo.
    Ave Maria Tattoo.
    Helmut Graf

    "Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal", so Scheurer. Und gar keine Personalprobleme mehr. Das Angebot sei sehr stark nachgefragt. Die Annahmen, dass dadurch der Altersdurchschnitt beeinträchtigt werde, bestätigt sich nicht.
    "Ganz im Gegenteil. Wir bedienen mit unseren Recruiting-Maßnahmen natürlich auch weiterhin die klassischen Kanäle. Mit der Kampagne sprechen wir jetzt sogar eine noch größere Zielgruppe an."

    Die Maßnahme spreche zum einen Leute an, die sich vorher nicht getraut hätten in der Hotellerie zu bewerben, da die Branche oft noch etwas verstaubt wirke und als nicht offen angesehen werde, so Scheurer. Und zum anderen würde die jüngere Generation angesprochen, die eher eine digitalere Ansprache benötige.

    Großteil der Mitarbeiter nimmt Angebot an

    Wie viele Angestellte in Summe haben sich inzwischen piercen oder tätowieren lassen?  "Um ehrlich zu sein, haben wir das nicht wirklich gezählt. Schätzungsweise sind aber 70 Prozent unserer Mitarbeiter tätowiert." Wie viele Tattoos es aber insgesamt sind, das werde man wohl nie so konkret erfahren. Die ersten Mitarbeiter hätten bereits ihr Tattoo eingelöst. "Da wir die Aktion jedoch im letzten Jahr erst gestartet haben und eine der Bedingungen für die Einlösung ist, dass der MitarbeiterInnen mindestens sechs Monate bei Ruby tätig sein muss, erhalten wir jetzt erst die ersten Rechnungen."

    Das Feedback sei durchwegs positiv, so Scheurer. "Einige sind darüber erst auf Ruby aufmerksam geworden und haben sich auch aus diesem Grund bei uns beworben. Andere Bewerber haben im Interview erst davon gehört, aber auch sie waren komplett begeistert davon". Und das bleibt dann auch eine private Entscheidung. "Die Mitarbeiter dürfen selbst entscheiden, was sie sich tätowieren lassen und müssen uns das auch nicht zeigen".

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      Karl Schöndorfer / picturedesk.com
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