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Holodomor – als Stalin Millionen Ukrainer verhungern ließ

Der sowjetische Hungermord "Holodomor" an Millionen Ukrainern jährt sich zum 90. Mal. Die österreichische Politik will nun Putin klare Kante zeigen.

Roman Palman
Dieses Bild "Hungertod in Charkow 1933" war Teil einer Holodomor-Ausstellung in Kiew, 2006.
Dieses Bild "Hungertod in Charkow 1933" war Teil einer Holodomor-Ausstellung in Kiew, 2006.
Sindeyev Vladimir / Tass / picturedesk.com

"Wer bewusst die Zivilbevölkerung ins Visier nimmt – ganz gleich ob mit Raketen, Gewehr oder Hunger als Waffe – will diese auch bewusst töten. In der Vergangenheit, ebenso wie in der Gegenwart, ist und bleibt diese Art der Kriegsführung ein völkerrechtliches Verbrechen", stellt die grüne Menschenrechtssprecherin Ewa Ernst-Dziedzic am Freitag in aller Deutlichkeit fest. Gleichzeitig gibt es auch einen politischen Vorstoß dazu im österreichischen Parlament.

Anerkennung als Völkermord?

Ein von allen Parteien – mit Ausnahme der FPÖ – getragener Entschließungsantrag, soll nun erreichen, dass die österreichische Bundesregierung diese Verbrechen auch klar benennt und verurteilt. "Auch sollen die Parallelen zwischen der Geschichte und der Gegenwart aufgezeigt und entsprechende Verbrechen verurteilt werden", betont VP-Menschenrechtssprecherin Gudrun Kugler.

Ernst-Dziedzic will zudem prüfen, ob der Nationalrat den Holodomor im Großraum der Ukraine nicht wie viele Parlamente anderer europäischer Länder gleichfalls auch offiziell als Völkermord anerkennt. In Deutschland soll ebendies nächste Woche beschlossen werden.

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    Bilder vergangener Holodomor-Gedenktage in der Ukraine.
    Bilder vergangener Holodomor-Gedenktage in der Ukraine.
    Sergey Dolzhenko / EPA / picturedesk.com

    Russen ließen Millionen Ukrainer verhungern

    Dem Hungermord, der von der Sowjetdiktator Josef Stalin und den Bolschewiken gezielt herbeigeführt wurde, fielen unterschiedlichen Berechnungen zufolge in den Jahren 1932 und 1933 zwischen 3,5 und 7 Millionen Menschen in der Ukraine zum Opfer. "Zum damaligen Zeitpunkt wurde dieses stalinistische Verbrechen von der Weltöffentlichkeit weitestgehend ignoriert. Auch heute ist der Holodomor weitgehend unbekannt", so Kugler über die historischen Hintergründe.

    <strong>Zeitgenössische Darstellung der großen Hungersnot 1933</strong>. Wo Getreide angebaut wurde (B), wurde es von den Sowjets beschlagnahmt und in Zone A konsumiert (Moskau und St. Petersburg). Je dunkler die markierte Fläche, desto schlimmer war die Hungersnot hier. Darunter auch die Ukraine (12).
    Zeitgenössische Darstellung der großen Hungersnot 1933. Wo Getreide angebaut wurde (B), wurde es von den Sowjets beschlagnahmt und in Zone A konsumiert (Moskau und St. Petersburg). Je dunkler die markierte Fläche, desto schlimmer war die Hungersnot hier. Darunter auch die Ukraine (12).
    Wikimedia / A. Markoff, gemeinfrei

    Ukraine fordert Anerkennung als Genozid
    Der 28. November ist in der Ukraine der Gedenktag für die Opfer des Holodomor. Das Land bemüht sich seit seiner Unabhängigkeit 1991 um internationale Anerkennung des Holodomors als Teil der gigantischen Hungernot innerhalb der Sowjetzunion als Genozid an der ukrainischen Bevölkerung.
    Der Begriff setzt sich aus den ukrainischen Worten "holodom" und "moryty" zusammen und bedeutet "Tötung / Vernichtung durch Hunger" – es gibt keine etymologische Verwandtschaft zum Begriff Holocaust.

    Putin agiert wie Stalin

    Ernst-Dziedzic zieht einen Vergleich zu den aktuellen Geschehnissen im russischen Angriffskrieg: "Es gibt große Parallelen zwischen dem damaligen Holodomor und den heutigen Versuchen Russlands, die Ukraine in die Steinzeit zurückzubomben. Ich verurteile diese grässlichen, völkerrechtswidrigen Angriffe aufs Schärfste. Sie laufen jeder Achtung menschlichen Lebens zuwider. Die Zivilbevölkerung darf nie zum Spielball einer militärischen Auseinandersetzung gemacht werden". Die Grüne fordert von Außenminister Alexander Schallenberg (VP) eine klare Positionierung ein. 

    Josef Stalin herrschte von 1927 bis 1953 als Diktator über die Sowjetunion.
    Josef Stalin herrschte von 1927 bis 1953 als Diktator über die Sowjetunion.
    imago/United Archives International

    "Auch heute dürfen wir bei Angriffen auf die Freiheit, Souveränität und Integrität anderer Länder und deren Bevölkerung nicht wegschauen", so Kugler weiter. "Unser Weg ist dabei einer des Dialogs und der Mediation für den Frieden und der Einsatz für die Versorgungssicherheit. Aktuell heißt das auch der ukrainischen Zivilbevölkerung zu helfen, den Winter zu überleben."

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      privat, iStock