Coronavirus
Hohe Zahlen – "2G-Modell ist Teil des Problems"
Die Zahlen schossen zuletzt trotz 2G in die Höhe – warum? "Geimpfte glauben, sie seien sicher. Man hat sie falsch informiert", so Virologe Kekulé.
"Die Impfung wird der Game-Changer" – in den vergangenen fast zwei Jahren ist dieser Satz sehr häufig gefallen. Seit Ausbruch der Pandemie hoffte man auf die Zulassung entsprechender Impfstoffe, um dem Spuk ein Ende zu setzen. Dann war es so weit, ein Vakzin nach dem anderen wurde zugelassen. Die positiven Effekte der Impfung zeichneten sich nach eingen Wochen auch schon langsam ab.
„2G zeigte kaum Wirkung “
Nach äußerst niedrigen Neuinfektionszahlen im Sommer – die Pandemie schien beinahe vorbei zu sein – eskalierte die Corona-Lage im Herbst aber wieder. Mit schärferen Regeln, die besonders zahlreiche Einschränkungen für Ungeimpfte mit sich brachten, wollte man der dramatischen Entwicklung des Infektionsgeschehens entgegenwirken. Allerdings gelang dies nicht. Die vierte Welle überrollte Österreich und auch andere Länder in Europa.
Seit Wochen schießen die Zahlen in die Höhe, besonders besorgniserregend ist aber die Situation in den Spitälern. Die einzig logische Konsequenz – der Lockdown für alle, der nach zähem Ringen der Regierung schließlich doch beschlossen wurde. Die davor umgesetzten Maßnahmen, wie die 2G-Regel (genesen oder geimpft) bzw. der Lockdown für Ungeimpfte brachten nämlich nicht den erhofften Effekt. Warum?
„"Fehlerhafte Kommunikation"“
Dies erläuterte der deutsche Virologe Alexander Kekulé (63) in einem Interview mit der "Welt". Bei der 2G-Regel handele es sich nämlich um einen "Fehler". Damit habe man sich nur in falsche Sicherheit gewogen.
"Vor allem das sogenannte 2G-Modell ist ja Teil des Problems. (..) Geimpfte und Genesene glauben, sie wären sicher, weil man ihnen das bis vor Kurzem so gesagt hat. Aber auch sie infizieren sich zu einem erheblichen Teil. Dadurch haben wir jetzt diese massive Welle unter den Geimpften."
Außerdem sei die 2G-Regel aus dem Grund "so gefährlich, weil diese Menschen glauben, sie seien geschützt. Sie wurden falsch informiert, sogar das Robert-Koch-Institut hat das noch bis vor Kurzem auf seiner Website falsch dargestellt. Immerhin haben sie inzwischen den Satz entfernt, dass Geimpfte so gut wie nichts zum Infektionsgeschehen beitragen. Diese Kommunikation ist schlecht gelaufen."
„"Falsche Versprechen"“
Ähnlich wie es der österreichischen Regierung von vielen vorgeworfen wird, spricht Kekulé im Interview auch von einem "falschen Versprechen der (deutschen, Anm.) Bundesregierung": Den Menschen sei nämlich gesagt worden, dass man ein normales Leben führen könne, sobald man vollständig immunisiert ist – und das zu einer Zeit, als schon klar gewesen sei, dass auch geimpfte Personen ansteckend sein und das Virus weitergeben können.
Die Impfstoffe seien aber nicht sicher genug, "um 2G- oder 3G-Veranstaltungen ohne Maske, ohne Abstand, ohne Test und vor allem ohne Obergrenze zu bewältigen", schlussfolgert der Virologe.