"Werden immer mehr tropische Stechmücken in der Stadt ihr Unwesen treiben? Gibt es in Wien bald keinen Schnee mehr? Wird es immer heißer? Fragen wie diese stellen Historikerin Astrid Göttche und Umweltmediziner Hans-Peter Hutter in ihrem Buch "Klima wandelt Wien" (Leykam Verlag, 28 Euro). Hutter ist ja auch Juror des Heute For Future-Awards 2024.
Das neue Sachbuch verbindet Rückblicke auf die vergangenen zwei Jahrhunderte mit Prognosen für die nähere (Klima-)Zukunft. Die beiden Autoren erzählen dabei anschaulich, wie es in Wien einst war, ist – und bald sein könnte.
Ein Hauptkapitel des Buchs widmet sich der Stadtbegrünung: Alte Schrebergärten und moderne Konzepte für Bepflanzungen von Hausfassaden und für Gemeinschaftsgärten werden ebenso vorgestellt wie neue Pflanzmethoden und das klimataugliche "Schwammstadt-Prinzip".
Ebenso behandelt werden invasive Arten und das "Heimischwerden" von südlicher Vegetation. Es geht in dem Buch aber auch um eingewanderte, neue Insektenarten oder um den Wandel des Lärms in der Stadt, um Wärmestuben, Cooling-Center und Verkehrsaspekte.
Auch Klimaaktivisten wie der "Letzten Generation" und Umweltschutz-Vorreitern wie Joseph Schöffel ("Retter des Wienerwalds") ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Zu den eindrucksvollsten historischen Dokumenten gehören Fotos von völlig zugeparkten Plätzen der Wiener Innenstadt in den 1950er-Jahren – eine Zeit, in der Stadtplaner beklagten, dass wegen der Pestsäule der Graben "für den Verkehr nicht genügend ausgenutzt werden" könne.
Die Pestsäule durfte bleiben, doch die alte Rauchfangkehrerkirche auf der Wiedner Hauptstraße musste 1965 dem Verkehr weichen. Heute wäre ein derartiger Eingriff in alte Sehenswürdigkeiten undenkbar.
Natürlich spielt auch Wasser in dem Buch eine große Rolle – vom Trinkwasser bis zum Hochwasser. Von der jüngsten Hochwasserkatastrophe in Ostösterreich sei man bei der Arbeit an den letzten Kapiteln des Buches überrascht worden, schreiben die Autoren.
"In Wien verwandelte sich der Wienfluss innerhalb kürzester Zeit in ein reißendes Gewässer – ein nie da gewesener Anblick für viele. In Keller und Garagen drang Wasser ein, Parkanlagen mussten geschlossen werden, und U-Bahn-Abschnitte wurden überflutet und verwüstet", heißt es.
Aktuelle Fotos kontrastieren hier mit Zeugnissen früherer Überschwemmungskatastrophen. Die Autoren weisen darauf hin, dass die einstige Weitsicht der Stadtplaner sich in Wien wohl nirgends so manifestiert wie im Hochwasserschutz und der Hochquellenwasserleitung.
Es sei "zukünftigen Generationen zu wünschen, dass sie in derselben Weise von Weichenstellungen profitieren und diesen Respekt zollen wie wir von Entscheidungen in der Vergangenheit", heißt es in dem Buch.
Die Präsentation des Buchs geht am 19. November (18.30 Uhr) im Wien Museum am Karlsplatz über die Bühne. Die Moderation übernimmt Wien-Museum-Direktor Matti Bunzl.