Österreich
Hilfeschrei der Ärzte im Lorenz-Böhler-Spital
Im Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus regt sich Protest gegen die Sparpläne. Die Belegschaft fordert die Aufhebung der Schockraumsperre.
Seit 1. April ist ist der Schockraum im Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus (LBK) in der Brigittenau am Wochenende gesperrt. Ab Juni soll der Schockraum sogar von Samstag, 8 Uhr bis Dienstag, 8 Uhr gesperrt werden. Soll heißen: Lebensgefährlich verletzte Patienten können an diesen Tagen nicht mehr in Wiens bestem Unfallspital behandelt werden!
Schon am Montag stellte Ärztekammer-Wien-Chef Thomas Szekeres klar: "Ein ersatzloses Herunterfahren geht nicht." Am Dienstag versammelten sich rund 300 – von insgesamt 500 – Mitarbeiter des Unfallspitals. Ergebnis der Betriebsversammlung: Ein Aufschrei! In einer Resolution wurde beschlossen: Die Mitarbeiter fordern eine Aufhebung der Schockraumsperre.
Forderung: Aufhebung der Schockraumsperre
"Wir fordern, dass das Verbot, schwer verletzte Patienten zu behandeln, aufgehoben wird", sagt Heinz Brenner, Fachgruppenobmann der Ärztekammer für Wien und Unfallchirurg im Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus.
"Was in Manchester und Berlin passiert ist, kann auch in Wien passieren", sagt Brenner – und verweist nicht zuletzt auf das bevorstehende Donauinselfest Ende Juni. "Da gibt es höchste Alarmbereitschaft", so Brenner. Und: "Wenn da ein Wahnsinniger eine Bombe zündet und wir haben zehn Schwerverletzte, müssen wir sagen: Wir haben zu." Denn: Ausgerechnet am Wochenende ist der Schockraum zu.
"Hilfeschrei" des Spitals
"Die Resolution ist ein Hilfeschrei", erklärt Brenner. Derzeit versorgt das Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus rund 70.000 Patienten im Jahr. Die AUVA kündigte an, die Behandlung schwerer Traumata im UKH Meidling konzentrieren zu wollen – Schockraumfälle sollen künftig hauptsächlich dort behandelt werden.
Schrittweises "Ausbluten"?
"Laut einer Statistik der AUVA ist das UKH Lorenz Böhler das effizienteste Spital in Wien. Warum soll genau hier eingespart werden?", fragt Brenner. Die AUVA solle "nicht schrittweise das Spital ausbluten lassen, sondern lieber ihre Pläne auf den Tisch legen."
Eine weitere Forderung ist die Durchführung der notwendigen Arbeiten am Hubschrauberlandeplatz um rund 400.000 Euro. Denn: Die Betriebsbewilligung läuft nur noch bis Ende 2017. Wenn notwendige Arbeiten nicht erledigt werden, "muss er zusperren", erklärt Brenner.
Forderung: "Vollversorgung gewährleisten"
Weitere Forderungen sind die Aufrechterhaltung ausreichender Dienstmannschaften in allen Berufsgruppen, um eine Vollversorgung gewährleisten zu können und ausreichende Bettenkapazitäten auf der Intensivstation Level II mit einer anästhesiologischen 24-Stunden-Versorgung.
Die Befürchtung der Mitarbeiter ist, dass das Lorenz-Böhler-Spital langsam heruntergefahren wird. "Das ist eindeutig der falsche Weg", bekräftigte Ärztekammer-Wien-Chef Thomas Szekeres am Dienstag.